Eine Mutter erlebte hilflos mit, wie ihre beiden Töchter magersüchtig wurden
Die Magersucht der Schwestern Carolin* und Luisa* war eine große Belastung für die Familie. "Schon im Frühjahr begannen sie, sich mehr mit gesundem Essen zu beschäftigen", berichtet ihre Mutter. Sie begannen, vegetarisch zu essen. Beide nahmen ein bisschen Gewicht ab. "Wir hatten bislang nie Probleme mit den beiden. Sie hatten sich so auf den Frankreich-Aufenthalt gefreut, alles selbst mit organisiert."
Als die Mädchen so sehr über Heimweh klagten, nahm das die Eltern schon mit. "Ich habe schlecht geschlafen vor Sorge. Wir dachten aber auch, dass ein bisschen Heimweh dazugehört. Beim Skypen haben wir schon gesehen, dass beide schmaler wurden." Als Carolin und Luisa dann am Hamburger Flughafen ankamen, war der Schrecken groß, als die Eltern sahen, wie viel die Mädchen abgenommen hatten. "Als sie dann aber wieder zur Schule und zum Sport gingen, dachten wir, zu Hause kommt alles wieder ins Lot. Aber sie wurden stiller, angestrengter, waren nicht mehr fröhlich wie früher. Vor allem ich als Mutter habe versucht, die beiden zum Essen zu bewegen. Die Streitigkeiten mit den Mädchen über dieses Thema nahmen zu. Und auch mein Mann und ich stritten mehr."
Die Mutter versuchte nun, genau die Lebensmittel einzukaufen, die die beiden noch aßen, und nach ihren Wünschen zu kochen - aber die beiden stocherten nur lustlos im Essen herum. "Dabei kochten und buken die beiden noch wahre Kunstwerke für uns, aßen aber selbst keinen Krümel. Die anderen Geschwister konnten die gemeinsamen Mahlzeiten so nicht mehr ertragen, dann saß ich erst mit der einen, dann mit der anderen allein beim Essen."
Einerseits wurden die Sorge und Hilflosigkeit immer größer, andererseits wollten die Eltern den Mädchen die Chance geben, wie versprochen allein aus den Essproblemen rauszukommen. "Rückblickend können wir kaum noch verstehen, warum wir erst zum Kinderarzt gingen, als eine besorgte Lehrerein bei uns anrief. Es war ein Schock, als der Arzt uns zu einer Beratungsstelle oder dem Weg ins Kinderkrankenhaus riet. Unsere Töchter beteuerten unter Tränen, jetzt wieder zu essen. Es war ein schwerer Weg, bis wir in Behandlung gelandet sind."
* Namen von der Redaktion geändert