Schifffahrtskrise trifft die Hamburger Traditionsreederei Hapag-Lloyd hart. “Große Bürde“ für die Fusion mit Hamburg Süd?
Hamburg. Hamburgs Traditionsreederei Hapag-Lloyd ist 2012 tief in die roten Zahlen gerutscht. Als Konzernergebnis weist das Unternehmen einen Verlust von 128 Millionen Euro aus - rund 100 Millionen Euro mehr als noch 2011. Damit ist klar, dass die Stadt Hamburg als Miteigentümerin auch für 2012 keine Zahlung erhalten wird. Das Ergebnis sei "nicht zufriedenstellend", sagte Vorstandschef Michael Behrendt am Dienstag nach einer Aufsichtsratssitzung. Er setzt jedoch auf eine deutliche Ergebnisverbesserung im laufenden Jahr, "um wieder eine Dividendenfähigkeit herzustellen".
Hintergrund für das negative Ergebnis ist zum einen die geringe Nachfrage nach Gütern in den von der Schuldenkrise betroffenen Staaten in Südeuropa. Dazu kommt die schwächere Konjunktur in China, Brasilien und Indien. Dadurch gelang es Hapag-Lloyd auch in der Hochsaison im Herbst nicht, die Frachtraten für Container deutlich zu erhöhen. Selbst die im ersten Halbjahr erzielten Zuschläge hätten im zweiten Halbjahr "keinen Bestand gehabt", so das Unternehmen.
Dazu stiegen erneut die Preise für den Treibstoff der Frachter. Nach einem Plus von 34 Prozent 2011 mussten im vergangenen Jahr erneut neun Prozent mehr bezahlt werden. Insgesamt lagen die Transportkosten 2012 um 900 Millionen Euro über dem Wert des Vorjahres. Zwar soll der Welthandel wieder anziehen. Doch zunächst hat die Reederei die Abnahme von drei Großfrachtern auf das Frühjahr 2014 verschoben. "Wir gehen davon aus, dass zu diesem Zeitpunkt die Konjunktur in Südamerika und Asien wieder anspringt", so ein Reedereisprecher. Bisher sollten die Schiffe im zweiten Halbjahr 2013 übernommen werden.
"Immerhin hat die Reederei ihr Ziel erreicht, beim operativen Ergebnis schwarze Zahlen zu schreiben", sagt Thomas Wybierek, Analyst bei der Norddeutschen Landesbank in Hannover. Auch dieser Wert, der Zinsen und Steuern nicht berücksichtigt, sank aber von 101 Millionen Euro 2011 auf 26 Millionen Euro.
Hapag-Lloyd will nun die Preise im Containertransport von Asien nach Europa bis zum Mai um weitere 1000 Dollar pro Container erhöhen. Hapag-Lloyd-Chef Behrendt rechnet zudem mit einem steigenden Transportvolumen, das 2013 um drei Prozent und in den Folgejahren um jährlich sechs Prozent zulegen soll. Zudem würden kaum mehr Neubauten bestellt und immer mehr Schiffe verschrottet. Auch das soll die Überkapazitäten in der Frachtschifffahrt reduzieren. Behrendt ist überzeugt: "Angebot und Nachfrage bewegen sich wieder aufeinander zu."
Die Finanzbehörde verteidigte unterdessen die Entscheidung des Senats, Hapag-Lloyd durch den Einstieg der Stadt am Standort zu halten. "Die Reederei hat eine überragende Bedeutung für die Hafenwirtschaft mit Zehntausenden Arbeitsplätzen, die in einem großen Umfang zu den Hamburger Steuereinnahmen beitragen", sagte Sprecher Daniel Stricker.
Wie sich die schwachen Zahlen von Hapag-Lloyd auf die Verhandlungen mit der Oetker-Tochter Hamburg Süd über einen Zusammenschluss auswirken werden, ist offen. Die Grünen in der Bürgerschaft sehen darin eine "große Bürde für die Fusionsgespräche". Wie Hamburg Süd 2012 abgeschnitten hat, will die Reederei im April berichten.