Unfälle auf schneeglatten Straßen und Warnstreiks bei der Bahn: Der Verkehr in Norddeutschland wurde am Montag massiv beeinträchtigt. Der Hamburger Flughafen musste eine halbe Stunde lang gesperrt werden.

Hamburg/Kiel/Hannover/Berlin. Starker Schneefall und stillstehende Züge aufgrund von Warnstreiks haben im Norden Deutschlands Verkehrschaos ausgelöst. Viele Lkw-Fahrer verloren die Kontrolle über ihre Fahrzeuge, die daraufhin querstehend die Straße blockierten. Von fast allen Autobahnen im Norden wurden Staus gemeldet. Auch der Winterdienst der Stadt Hamburg befand sich wegen des Schnees im Großeinsatz: Bereits um 2.30 Uhr rückten rund 110 Streufahrzeuge aus, gegen 5.00 Uhr begannen weitere 930 Einsatzkräfte mit den Räumarbeiten. Reisende in Kiel und Hamburg, die auf die Bahn umsteigen wollten, waren allerdings ebenfalls schlecht beraten: Einige Fernzüge fielen aus, viele Regionalzüge fuhren nur verspätet.

Die Polizei Lüneburg berichtete am Morgen von mindestens acht querstehenden Transportern. So war die Autobahn 7 in Richtung Hannover zwischen Bispingen und Evendorf zeitweilig voll gesperrt, weil dort drei Lastzüge die Straße versperrten. Ein Lastwagen hat sich auch auf schneeglatter Straße auf der A39 bei Lüneburg quergestellt. Auch diese Autobahn wurde voll gesperrt.

Nicht nur auf den Straßen, sondern auch am Hamburger Flughafen, sorgte das Winterwetter für Probleme. Laut Angaben eines Flughafensprechers mussten dder Airport am Morgen zwischen 9 und 9.30 Uhr für Schneeräumarbeiten gesperrt werden. Der andauernde Schneefall habe die Start- und Landebahnen gefährlich glatt werden lassen, die Flugzeuge mussten außerdem enteist werden.

Schneesturm auf Sylt

Ein Schneesturm hat in der Nacht zum Montag auch auf Sylt und anderen nordfriesischen Inseln den Winter zurückgebracht. Der eisige Ostwind trieb den Schnee mit Windgeschwindigkeiten von bis 68 km/h (Windstärke acht) über das Land, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Morgen mitteilte. Bei orkanartigen Böen gab es Schneeverwehungen. Auf Föhr wurde der Linienbusverkehr wegen des Wintereinbruchs bis auf weiteres eingestellt. Im Kreis Dithmarschen fiel die Behindertenbeförderung aus. Dort fiel nach Angaben des DWD bis zu sechs Zentimeter Neuschnee. Spitzenreiter mit zehn Zentimetern Neuschnee war die Gemeinde Weddelbrook im Kreis Segeberg. Die Schneefront überquert Schleswig-Holstein im Laufe des Vormittags von Südwesten nach Nordosten.

Bei einem Unfall auf der schneeglatten A19 bei Glasewitz (Landkreis Rostock) sind ein Polizist und eine Ersthelferin schwer verletzt worden. Ein Autofahrer krachte am Sonntagabend mit seinem Wagen in eine Unfallstelle und verletzte die beiden schwer, wie die Polizei am Montag in Rostock mitteilte. Der Polizist und die Frau seien ins Krankenhaus gebracht worden. Nach Polizeiangaben hatten die beiden den zwei Insassen eines Autos helfen wollen, die sich zuvor mit ihrem Wagen überschlagen hatten und dabei schwer verletzt worden waren. Auf dem selben Autobahnkilometer kamen anschließend noch zwei weitere Autos von der Straße ab. Laut Polizei passierten alle Unfälle, weil die Autofahrer mit unangemessener Geschwindigkeit auf der glatten Straße unterwegs waren. Die Autobahn war in Richtung Rostock für mehrere Stunden voll gesperrt.

Nördlich von Schwerin kippte auf der Bundesstraße 106 ein mit 180 Schweinen beladener Lastwagen um. Die Bergungsarbeiten dauern weiter an, die Bundesstraße musste zeitweise voll gesperrt werden. Bei insgesamt etwa 20 Unfällen in Nordwest-Mecklenburg sei es am Morgen aber meist bei Blechschäden geblieben, hieß es.

Bahn-Warnstreiks treffen den Norden

In Hamburg legten zunächst rund 80 Beschäftigte ihre Arbeit nieder, wie die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) mitteilte. In Kiel streikten rund 20 Mitarbeiter in zwei Stellenwerken. Reisende in Hamburg und Kiel müssen sich auch weiterhin auf Zugverspätungen im Fern- und Regionalverkehr einstellen, wie EVG-Sprecher Michael Klein sagte. In Hamburg gehen außerdem diverse Züge ungereinigt auf die Reise. Auch in Niedersachsen haben die Warnstreiks Auswirkungen auf den Zugverkehr. Besonders Pendlerstrecken seien „stark betroffen“, sagte ein Bahnsprecher am Montagmorgen in Berlin.

Der Warnstreik habe zur Folge, dass „Züge aus Hamburg kommend später beziehungsweise nicht auf die Reise gehen“, sagte EVG-Sprecher Michael Klein. Klein kündigte für den Tagesverlauf weitere Warnstreiks in ganz Deutschland an: „Es wird weitere Aktionen geben in allen Regionen des Landes und es werden sich unterschiedliche Beschäftigte aus verschiedenen Bereichen an diesen befristeten Warnstreiks beteiligen.“ Die Gewerkschaft hatte bereits am Wochenende angekündigt, Stellwerke und Werkstätten zu bestreiken und Züge nicht fahrbereit zu machen. Bei Pendlern und Reisenden warb Klein um Verständnis: „Wir wollen die Reisenden nicht treffen, wir wissen dass wir die Reisenden treffen werden.“ Die Bahn kündigte an, die Auswirkungen für die Reisenden möglichst gering zu halten. Der Konzern hatte mit Unverständnis auf die Aktionen reagiert.

Mit den bundesweiten Warnstreiks wollen die Bahn-Beschäftigten ihre Forderung nach höheren Löhnen unterstreichen. Die Arbeitsniederlegungen können laut der Gewerkschaft bis in den Vormittag dauern. Es sei aber damit zu rechnen, dass sich die Auswirkungen über den ganzen Tag hinziehen würden, sagte der Bahnsprecher. Sobald am Montagmorgen Ort, Umfang und Ausmaß der Aktionen erkennbar sind, will die Deutsche Bahn die Reisenden aktuell über Auswirkungen informieren. Details sind laut Bahn ab dann unter anderem erhältlich unter der Kunden-Hotline 01805 99 66 33 sowie in den Reisezentren der DB.