Durchsuchungsbeschlüsse in 13 Städten vollstreckt. Von Wolfgang Auffermann, dem Gründer der insolventen Klinikgruppe Hanserad, fehlt jede Spur.
Hamburg. Im Fall der Ermittlungen gegen den bekannten Hamburger Radiologen Wolfgang Auffermann und die insolvente Klinikgruppe Hanserad hat die Staatsanwaltschaft zahlreiche Durchsuchungsbeschlüsse in 13 Städten und Gemeinden bundesweit vollstreckt. Die Razzia - die bereits am Dienstagvormittag durchgeführt, aber erst am Mittwoch bekannt wurde - traf vor allem Kliniken, Zulieferer und Pharmagroßhändler. Gefilzt wurden auch zahlreiche Privaträume des untergetauchten Radiologen. Insgesamt sollen 41 Objekte betroffen gewesen sein.
Laut der zuständigen Staatsanwaltschaft in Hamburg wurden allein in der Hansestadt 25 Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt - die Ermittler fuhren unter anderem an der Praxisklinik in Bergedorf und der Diagnoseklinik in der Alten Oberpostdirektion vor. Weitere Orte bundesweit: Geesthacht, Boitzenburg, Dannenberg, Neumünster, Ahrensburg, München, Berlin, Dresden Wentorf und Aumühle.
Ziel der Aktion war es, "Gegenstände zu finden, die als Beweismittel genutzt werden können", sagte die Sprecherin der Hamburger Staatsanwaltschaft, Oberstaatsanwältin Nana Frombach. Die Durchsuchungen hätten aber nicht nur Beschuldigte, sondern auch unbeteiligte Dritte getroffen. Haftbefehl gegen Wolfgang Auffermann wurde nicht erlassen. Allerdings: "Wir haben keine Hinweise darauf, wo sich Herr Auffermann derzeit aufhält", sagte Frombach. Nach Abendblatt-Informationen soll er in Südafrika untergetaucht sein.
Ermittelt wird gegen den 55-jährigen Auffermann und andere Verdächtige wegen Betrugsverdachts. Dem international renommierten Radiologen wird vorgeworfen, Abrechnungen manipuliert zu haben. Insbesondere soll er Kontrastmittel für Patienten falsch und außerdem zu viele Untersuchungen abgerechnet haben. Kontrolleure der Krankenkassen beziffern den Schaden intern auf rund 28 Millionen Euro. Angezeigt hatte den Fall die Krankenkasse Barmer GEK, die der Staatsanwaltschaft entsprechende Dokumente übergeben hatte. Auffermann selbst bestreitet die Vorwürfe.
Für die von ihm gegründete Klinikgruppe Hanserad, die in ganz Deutschland 300 Mitarbeiter beschäftigt, werden aktuell ein oder mehrere Käufer gesucht. Sie war in die Insolvenz gerutscht, nachdem Expansionspläne mit einer Klinik am Stephansplatz gescheitert waren. Nach Abendblatt-Informationen gibt es offenbar vier ernsthafte Interessenten, die eine Übernahme der Klinikgruppe erwägen. Unternehmensteile könnten aufgespalten werden, möglich ist aber auch eine Komplettübernahme. Der Hamburger Klinikbetreiber Asklepios soll dabei mindestens an einer Übernahme der radiologischen Praxen interessiert sein.
Für die Klinikgruppe hatte die Aktion der Staatsanwaltschaft eigenen Angaben zufolge keine direkten Auswirkungen: "Der Geschäftsbetrieb der Kliniken war in keiner Weise beeinträchtigt", sagte Insolvenzverwalter Gideon Böhm. Die Patienten hätten nichts von der Aktion mitbekommen. "Wir kooperieren mit der Staatsanwaltschaft", erklärte Böhm. Es sei weniger eine Durchsuchung gewesen als die bereits erwartete Übergabe von Dokumenten. Computer oder andere Datenträger seien nicht beschlagnahmt worden.