Neue Verbindungen nach Dresden, Zürich und Frankfurt. Deutsche Bahn fürchtet Konkurrenz von der Straße nicht - und mischt im Geschäft mit.
Hamburg. Zahlreiche neue Fernbus-Verbindungen starten in den nächsten Tagen ab Hamburg. Den Anfang macht dabei das Berliner Unternehmen Mein Fernbus: Ab 21. März bietet es die Strecke Hamburg-Celle- Braunschweig an - und zwar viermal täglich. Die Kosten für die Gesamtstrecke betragen 11 Euro bei frühzeitiger Buchung, sonst maximal 24,50 Euro, wenn die Fahrkarte im Bus gekauft wird. Ab 27. März bedient das Unternehmen auch die Strecken Hamburg- Göttingen-Hildesheim-Frankfurt (dreimal täglich/ab 18 Euro) und Hamburg-Heidelberg-Freiburg-Zürich (zweimal täglich/ab 33 Euro).
"Wir freuen uns, dass es endlich losgeht", sagt Gregor Hintz von Mein Fernbus. Fahrräder dürften auf den Strecken für einen Pauschalbetrag von 9 Euro mitgenommen werden. Außerdem seien alle Vier-Sterne-Busse mit kostenlosem WLAN ausgestattet.
Auch andere bundesweit agierende Firmen, darunter BerlinLinienBus, bauen ihr Netz für Fernbusse nach und nach aus. Damit reagiert dieses Unternehmen, das zu 65 Prozent der Bahntochter BEX gehört, auf die wachsende Konkurrenz auf der Straße. Neben der bereits existierenden Strecke Hamburg-Berlin wird ab 4. April auch eine Fahrt nach Dresden angeboten. Auf dieser Route fuhren bisher schon Busse, allerdings durften nur für Teilstrecken Fahrscheine verkauft werden. Ab Juni soll zudem viermal täglich eine Verbindung nach Köln in den Fahrplan aufgenommen werden. "Die Deutsche Bahn ist als Marktführer im innerdeutschen Buslinienfernverkehr präsent und wird es auch bleiben", sagt Bahn-Sprecher Egbert Meyer-Lovis über die neuen Angebote.
Doch die Konkurrenz holt auf. FlixBus wird in den kommenden Wochen drei neue Linien für Hamburg anbieten, wie Sprecherin Bettina Engert sagt. "Wir wollen Hamburg als zentrales Drehkreuz im Norden ausbauen." Neben den Zielen Frankfurt (ab 19 Euro) und Dortmund (ab 15 Euro), soll dann auch eine Fahrt nach Nürnberg (ab 24 Euro) mehrmals täglich mit Zwischenstopps angeboten werden. "Das ist jedoch erst der Anfang", betont Engert. Neben WLAN und einem kleinen gastronomischen Service sollen in nächster Zeit sogar DVD-Filme für einen Aufpreis im Bus ausleihbar sein.
Im Laufe des Jahres wollen noch zahlreiche andere Anbieter folgen. Der ADAC und die Deutsche Post wollen Ende des Jahres ihre ersten Fernbusse in Deutschland rollen lassen. Der Vorsitzende der Geschäftsführung des ADAC, Karl Obermair, bezeichnet die Liberalisierung des deutschen Fernbusmarktes als eine "der wichtigsten verkehrsinfrastrukturellen Zäsuren der vergangenen Jahre". Angeblich sollen nach Informationen des Hamburger Abendblatts bis zu 500 Busse angeschafft werden, die Unternehmen investieren einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag.
Auch europaweite Anbieter wollen ihr Stück vom Kuchen. Unter der Marke City2city will das britische Unternehmen National Express ab April Fernbusverbindungen, vor allem in Süddeutschland, anbieten. Ab Juli sollen dann zunächst zwei weitere Routen Richtung Norddeutschland eingerichtet werden. "Wir wollen innerhalb von fünf Jahren die Nummer eins in Deutschland werden", sagte Deutschland-Chef Roderick Donker van Heel.
Hintergrund der aktuellen Entwicklung ist die Liberalisierung des Buslinienfernverkehrs zu Beginn dieses Jahres. Bislang durften Fernbusse grundsätzlich nur auf Strecken eingesetzt werden, die nicht mit anderen öffentlichen Verkehrsmitteln wie der Deutschen Bahn erreichbar waren. Für die Verbraucher hat die erstarkte Konkurrenz auf Deutschlands Fernstraßen nur Vorteile - viele Strecken werden günstiger. Experten rechnen in den nächsten Monaten mit einem harten Preiskampf.