Das Programm soll den erwarteten 100.000 Gästen vom 1. bis 5. Mai große Vielfalt bieten. Bundespräsident Gauck und Kanzlerin Merkel kommen.

Hamburg. Ein "Kirchentag der Fülle" soll der 34. Deutsche Evangelische Kirchentag in Hamburg werden. Vom 1. bis 5. Mai sind in der Stadt rund 2500 Veranstaltungen geplant. Als inhaltliche Schwerpunkte nannte Kirchentagspräsident Gerhard Robbers am Montag bei der Programmvorstellung verantwortungsvolles Wirtschaften, friedvolles Zusammenleben der Kulturen und die Teilhabe aller Menschen an der Gesellschaft. Das Programmheft ist 620 Seiten stark. Erwartet werden mehr als 100.000 Dauerteilnehmer.

Maßstäbe setze bereits die Kirchentags-Losung "So viel du brauchst", sagte Robbers. Dies sei "Zusage und Aufforderung zugleich, die Zeitansage des Hamburger Kirchentages". Zum Thema "Wirtschaft" werde man Experten zusammenbringen, die auch Fragen nach dem Sinn und der Ethik des Wirtschaftens diskutieren sollen. "Gestalten statt Spekulieren - Soziale Marktwirtschaft im Griff der Finanzmärkte" ist das Thema eines Podiums mit SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück, Heiner Flassbeck, Chefvolkswirt der Welthandelskonferenz, und Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Frauen in Führungspositionen diskutieren über Unternehmensethik.

Ein zweiter Themenschwerpunkt ist das Miteinander der Religionen und Kulturen. "Miteinander kann nicht heißen, dass alle ihre eigene Identität aufgeben", sagte Robbers. "Im Gegenteil: Wir müssen lernen, das Andere im Anderen zu respektieren." Im weltoffenen Hamburg plane der Kirchentag eine Begegnung auf Augenhöhe: vom African Christian Council bis zum Verband Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten), von der Afghanischen Hindu-Gemeinde über die Buddhistische Gesellschaft und die Jüdische Gemeinde bis zum Schura-Rat der islamischen Gemeinschaften.

Gelebt werden soll das Thema Inklusion. "Barrierefrei sind wir schon seit 30 Jahren - und Kirchentag ist nach den Paralympics das Großereignis, das in Deutschland am behindertengerechtesten ist", sagte Robbers. Erstmals werde das Thema zum Programmpunkt gemacht. So diskutiert Bundespräsident Joachim Gauck unter anderem mit Samuel Koch, der während einer "Wetten, dass ..?"-Sendung verunglückte. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht mit Helen Clark, der Leiterin des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP), über das Thema "Was ist die Schöpfung in der globalisierten Welt wert?"

Auch in der Ökumene will der Kirchentag Akzente setzen. Robbers dankte besonders dem katholischen Erzbistum Hamburg für die große Kooperation. So steht der Mariendom für Veranstaltungen zur Verfügung.

Generalsekretärin Ellen Ueberschär kündigte Veranstaltungen an, die es noch nie zuvor auf einem Kirchentag gegeben habe. Dazu gehöre das Forum "Internet und Gesellschaft", das auch die dramatischen Entwicklungen im arabischen Raum in den Blicke nehmen werde. Erstmals werde man auch das Thema "Stadt der Zukunft" diskutieren und diverse "Ideensalons" haben. Neu sei ebenfalls die enge Zusammenarbeit mit der Internationalen Gartenschau in Hamburg.

Trotz aller Fülle sei der Kirchentag "keine Konsumveranstaltung", sagte Robbers. Er sei vielmehr "ein Ereignis der Teilhabe vieler gesellschaftlicher Gruppen". So gebe es allein 40.000 Mitwirkende, darunter Pfadfinder, Musiker, Handwerker und Helfer jeder Art, die sich ehrenamtlich beteiligten.

Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, betonte die "starke regionale Mitwirkung" der Nordkirche. "Noch vor unserem ersten Geburtstag dürfen wir Gastgeber für den Kirchentag sein."

Nach den Eröffnungsgottesdiensten wird es zwischen Innenstadt und HafenCity einen "Abend der Begegnung" mit mehr als 300 Ständen geben, zu dem 300.000 Menschen erwartet werden. Motto ist die Kirchentagslosung auf Plattdeutsch: "So veel as du brukst". Der Abendsegen soll von einem Lichtermeer auf Alster und Elbe begleitet werden.

Weitere Redner auf dem Kirchentag sind Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz, der Präsident des Europäischen Parlaments Martin Schulz, der Hamburger Unternehmer Michael Otto sowie zahlreiche Prominente und Fachleute aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Gewerkschaften, Bürgerbewegungen, Kirche und Medien. Trotz der Politikprominenz soll der Kirchentag keine parteipolitische Werbekampagne werden. "Wir nehmen die Bundestagswahl nicht als Bedrohung, sondern als Chance wahr", sagte Robbers.