Die Tische im Festsaal sind festlich gedeckt. Frankreich-Experte Ulrich Wickert hält eine Rede. Genauso wie Frankreichs Premier Ayrault.

Hamburg. Bürgermeister Olaf Scholz erinnert nach der ersten Vorspeise an Heinrich Heine: "Der Dichter, der heute nicht weit von hier über den Rathausmarkt blickt, aber in Paris begraben liegt", sei ein Beispiel für die vielen fortschrittlich gesinnten Hamburger, denen Frankreich ein Vorbild war und ist. In seiner Tischrede listet Scholz die traditionell guten Beziehungen mit Frankreich auf: Das Land ist Hamburgs größter Handelspartner - "auch ohne Airbus", seit 434 Jahren gibt es hier einen französischen Konsul. Seit 55 Jahren ist Marseille Partnerstadt Hamburgs, vor 66 Jahren wurde die Gesellschaft "Cluny" hier gegründet.

Frankreichs Premierminister Jean-Marc Ayrault, einer der Ehrengäste beim Matthiae-Mahl 2013, erwidert nach dem Hauptgang: Er erinnerte an die Verantwortung Frankreichs und Deutschlands vor der Geschichte in und für Europa. Er beschwor eine Schicksalsgemeinschaft der Länder in den Hoffnungen ihrer jungen Generationen. Er warnt vor Europamüdigkeit: "Europa als Friedensprojekt sollen wir nie vergessen. Unser Europa hat keine andere Wahl, als einen mutigen Sprung in Richtung Integration zu machen. Dieser Zeitpunkt ist jetzt gekommen."

Um 19.12 Uhr hat Scholz mit Ehefrau Britta Ernst "auf dem Spiegel" der Senatstreppe, oben zwischen Senatsgehege und Festsaal, als ersten Ehrengast den Frankreich-Experten Ulrich Wickert und dessen Ehefrau Julia Jäkel begrüßt. Der französische Premier Jean-Marc Ayrault mit seiner Ehefrau Brigitte traf erst 43 Minuten später dort ein, nach seinem Besuch bei Airbus.

Traditionell ist vieles an diesem festlichen Abend, den sich der Senat im vergangenen Jahr 92.000 Euro kosten ließ. Ab 19 Uhr sind die ersten Gäste gekommen, die Herren mit wenigen Ausnahmen im Smoking, die Damen mehrheitlich in Schwarz, nur einige setzen farbige Akzente: die Zweite Bürgermeisterin Dorothee Stapelfeldt in Magenta, Julia Jäkel in strahlendem Weiß, Kultursenatorin Barbara Kisseler mit einer großen roten Stoffblüte auf Schwarz. Für manche ist es ein Wiedersehen, für andere das erste Mal. Beim Aperitif erfüllen lebhafte Gespräche Turm-, Bürgermeister- und Kaisersaal, bevor sich nach der Eintragung der Ehrengäste ins Goldene Buch die Türen auftun.

Im Festsaal stehen fünf lange Tischreihen vor dem Ehrentisch am Kopfende des Saals. Hier sitzen, Blick in den Saal, Bürgermeister Olaf Scholz, Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit, die Ehrengäste, Manuel A. Fernandez Salório, der argentinische Doyen des Konsularkorps, Frankreichs Botschafter Maurice Gourdault-Montagne, zwei Abgeordnete der französischen Nationalversammlung sowie Hamburgs Ehrenbürger mit Partner oder Partnerin, von denen aber nur Hannelore und Helmut Greve zugesagt haben. Senatorinnen und Senatoren sitzen zwischen den Gästen an den Tafeln.

Die sind festlich gedeckt, Porzellan, Gläser, glänzende Silberbestecke - alle mit dem Hamburger Wappen - sowie das kostbare Senatssilber, auf Hochglanz poliert. Die frühlingshafte Dekoration mit Clematis, Anemonen und Rosen zwischen Rosé und Lila nehmen Farben der französischen Trikolore auf. Dazu Weintrauben als Ausdruck der Lebensfreude - traumhaft schön komponiert haben das die Floristen von "Himmel und Erde" am Hofweg.

Platz nehmen dürfen im Festsaal diesmal u. a. Fabrice und Tatjana Brégier (Airbus S.A.S.), Johannes B. Kerner (Moderator), die Ex-Bürgermeister Peter Schulz, Hans-Ulrich Klose, Klaus von Dohnanyi, Henning Voscherau, Ortwin Runde und Christoph Ahlhaus. Axel-Springer-Mehrheitsaktionärin Friede Springer kommt mit Michael und Christl Otto (Otto Versand).

Auf der kleinen Empore über dem Eingang des Saals sorgt das Kammerorchester der Hochschule für Musik und Theater für dezente Musik - von Hamburgern wie Telemann, Brahms und Mendelssohn Bartholdy, von Franzosen wie Boismortier, Couperin und Lully, von Mozart, Bach, Vivaldi und Grieg.

Und dann ist es so weit. Servicekräfte tragen den ersten Gang auf: gebeizte Entenbrust mit Pistazien, Schalottentarte, Trüffelcreme und Eiskraut. Später servieren sie Hummerschaumsuppe, Rinderroulade und -rücken, und als Dessert Creme von der weißen Schokolade. Dazu gibt es hessischen Weißburgunder und pfälzischen Rotwein.

Frankreichs Premier Ayrault spricht nach dem Hauptgang - in fließendem Deutsch. Kein Wunder, er hat Germanistik studiert, 1969/70 für ein Semester auch in Würzburg, und einige Jahre als Deutschlehrer gearbeitet.

Nach dem Dessert hebt der Bürgermeister die Tafel auf. In den vorderen Sälen wird dann noch ein Digestif oder Mokka gereicht, bevor sich die Gäste auf den Heimweg begeben. Im Festsaal brennt das Licht bis spät in die Nacht. Dort haben längst die Ab- und Aufräumarbeiten begonnen.