Schulsenator: Kann mir nicht vorstellen, dass Hamburger Schüler immer schwieriger werden. Wollen Schulen so mehr Geld bekommen?

Hamburg. Der Ansturm von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf in den Bereichen Lernen, Sprache und emotional-soziale Entwicklung (LSE) auf Grund- und Stadtteilschulen hält unvermindert an. Innerhalb eines Jahres hat sich die Zahl der LSE-Kinder an den allgemeinen Schulen auf 5079 Jungen und Mädchen verdoppelt. Das ist ein zentrales Ergebnis der sogenannten Herbststatistik, die Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Montag vorgestellt hat.

Im Schulgesetz ist das Recht auf Inklusion festgeschrieben, das Eltern ermöglicht, ein Kind mit sonderpädagogischem Förderbedarf auf eine Regelschule statt auf eine Sonderschule anzumelden. Merkwürdig ist jedoch, dass die Schülerverluste an den Sonderschulen nicht dem Zuwachs an Grund- und Stadtteilschulen entsprechen. „Die allgemeinen Schulen melden dreimal so viele LSE-Schüler, wie an den Schulen wegschmelzen“, sagte Rabe.

Bislang gibt es keine schlüssige Erklärung für dieses Phänomen. Diese „überraschende, aufwühlende und bedrückende“ Entwicklung solle nun wissenschaftlich genau untersucht werden, kündigte Rabe an. Der Anstieg kann auf eine gestiegene Sensibilität zurückzuführen sein, oder die Schulen versuchen auf diesem Weg, langfristig mehr Förderressourcen zu bekommen. Rabe sagte, er könne sich nicht vorstellen, dass Hamburgs Schüler immer schwieriger werden. Der Schulsenator hat den Hamburger Erziehungswissenschaftler Prof. Karl Dieter Schuck beauftragt, die Veränderungen an den Schulen zu überprüfen und zu analysieren.

Die Abiturquote steigt in Hamburg weiter an: Nachdem 2011 erstmals mehr als die Hälfte aller Schulabgänger die allgemeine Hochschulreife erlangt hat (50,6 Prozent), kletterte der Wert 2012 auf 51,7 Prozent. In absoluten Zahlen heißt das: Von den 15 040 Schulabgängern erreichten 7783 das Abitur. Verantwortlich für den Zuwachs sind im Wesentlichen die Stadtteilschulen, an denen 330 Schüler mehr die Abi-Prüfung bestanden.

Dagegen sank der Anteil der Schüler, die die Schule ohne Abschluss verlassen, auf einen neuen Tiefstand: 6,6 Prozent (2011: sieben Prozent). Den Hauptschulabschluss schafften 16,9 Prozent, die mittlere Reife 22,1 Prozent und die Fachhochschulreife 2,7 Prozent der Schulabgänger.

Mit Beginn dieses Schuljahres eröffneten 50 Grundschulen und drei Stadtteilschulen erstmals Ganztagesangebote. „Der Wunsch nach ganztägiger Betreuung ist sehr groß“, erklärte Rabe. Die Zahl der Schulkantinen soll noch in diesem Jahr deutlich steigen - 70 weitere sind in Planung.

Mit Material von dpa