Frank Schira regt andere Nutzung an. Ex-Hauptpastor bezeichnet Umwidmungspläne durch Muslime als „Dammbruch“.

Der Verkauf der nicht mehr genutzten evangelischen Kapernaum-Kirche in Hamburg-Horn an eine muslimische Gemeinde hat heftige Kritik ausgelöst. Bischöfin Kirsten Fehrs versuchte die Gemüter zu beruhigen: „Die Kirche bleibt ein Gotteshaus.“ Die Hamburger CDU-Bürgerschaftsfraktion appellierte am Mittwoch an die Beteiligten, die geplante Umwidmung der Kirche in eine Moschee zu stoppen.

„Natürlich ist es richtig, dass auch die islamische Gemeinde einen gemeinsamen Ort zum Beten benötigt“, sagte der kirchenpolitische Sprecher Frank Schira. „Ob nun aber so viel Segen darauf liegt, dass es sich hierbei ausgerechnet um eine ehemalige Kirche handelt, wage ich zu bezweifeln.“ Der Plan sei zwar rechtlich nicht zu beanstanden. Dennoch sollten die Betroffenen noch einmal darüber nachdenken, „ob es sich hierbei wirklich um eine kluge Entscheidung handelt“, sagte Schira. „Es wäre zu begrüßen, wenn die Beteiligten über die Nutzung eines anderen Gebäudes nachdenken würden.“

er Ex-Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchbautages und ehemalige Hauptpastor des Michel, Helge Adolphsen, bezeichnete den Vorgang als „Dammbruch“. Ähnlich äußerte sich auch der katholische Weihbischof Hans-Jochen Jaschke. „Die Umwidmung einer Kirche in eine Moschee ist nicht in unserem Sinne. Die Austauschbarkeit von Kirche und Christentum mit dem Islam entspricht nicht einem guten interreligiösen Dialog.“ Künftig müsse vertraglich besser darauf geachtet werden, damit bei der Umwidmung von christlichen Gotteshäusern nicht solche „Missgeschicke“ geschehen.

Auf Zustimmung stößt der Verkauf beim Direktor der Akademie der Weltreligionen an der Universität Hamburg, Prof. Wolfram Weiße. „Natürlich ist es schmerzhaft, wenn ein Kirchengebäude aufgegeben werden muss. Aber das liegt auch daran, dass in den 1960er- und 1970er-Jahren zu viele neue Kirchen gebaut worden sind, von denen jetzt eine nicht mehr genutzt beziehungsweise nicht mehr finanziert werden kann. Es geht nicht um den Michel, der zur Moschee werden soll.“

Bischöfin Kirsten Fehrs wünscht sich „eine unaufgeregte Diskussion über die Situation“. Sie wünsche sich „einen offenen und vorurteilsfreien Dialog zwischen Christen und Muslimen, auch über die unterschiedliche Bedeutung ihrer Gotteshäuser“, sagte sie.

„Wir hätten die Moschee-Idee nicht forciert, aber jetzt stellen wir uns der Situation und wollen sie mit der Al-Nour-Gemeinde konsensorientiert und positiv gestalten“, sagte Fehrs. „Die Kirche bleibt ein Gotteshaus.“ Unterschiede müsse man benennen, aber sie müssten nicht trennend sein. Sie verwies unter anderem auf Staatsverträge mit den Muslimen und Aleviten, die Hamburg als erstes Bundesland geschlossen hat.

Neuer Besitzer der Moschee ist das 1993 gegründete islamische Zentrum Al-Nour. Es gilt als interreligiös offen für Gespräche mit Christen und Juden.

Wie der Vorstandsvorsitzende Daniel Abdin bestätigt hatte, war der Kauf bereits Ende 2012 erfolgt. Vor einer Nutzung als Moschee seien umfangreiche Sanierungsarbeiten nötig, sagte Abdin. Deren Kosten schätze er auf gut eine Million Euro. Er hoffe, dass die Moschee zum 3. Oktober („Tag der Deutschen Einheit“ und „Tag der offenen Moschee“) eröffnet werden könne.

„Wir freuen uns darüber, dass es sich um eine denkmalgeschützte Kirche handelt, die wir nun erhalten können“, sagte Abdin weiter. Sein Motto heiße: „Außen Kirche, innen Moschee.“ Al-Nour (arabisch = das Licht) engagiere sich seit Gründung für die Integration und den Dialog der Religionen. „Uns ist das Miteinander mit den Christen wichtig“, sagte Abdin. Juden, Christen und Muslime seien gemeinsam „die Völker der Offenbarung“. Bislang nutzt Al-Nour nur eine stillgelegte Autogarage im Stadtteil St. Georg als Gebetsraum.

Die Kapernaum-Kirche wurde in den Jahren 1958/1961 nach Plänen des Hamburger Architekten Otto Kindt (1909-2006) gebaut. Die Wände von Turm und Kirchenschiff bestehen aus einer Mischung rautenförmiger Betonelemente mit klassischen Ziegelsteinen. Beide Gebäudeteile sind durch einen niedrigen Bau mit Eingangshalle und Nebenräumen verbunden. Von Kindt stammen auch die Dänische Seemannskirche und die U-Bahnstation Messehallen.

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Mit Material von epd und KNA