Ein Kommentar von Karolin Jacquemain

Sich über Jurys aufzuregen ist ungefähr so sinnvoll, wie auf das Wetter zu schimpfen. Aber ein wenig darf man sich schon wundern, dass die Grimme-Preis-Jury an diesem Dienstag ausgerechnet den RTL-Quotenhit "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus" als beste Unterhaltungsshow nominiert hat. Der Grimme-Preis ist der renommierteste Fernsehpreis Deutschlands. Das Dschungelcamp dagegen ist, wenn man die in den letzten Wochen in den Feuilletons viel gerühmte Metaebene kurz mal verlässt, immer noch eine Inszenierung von Würmern, Tümpeln und Brustwarzen. Ein großer Spaß? Warum nicht. Ein Stück Popkultur von hintergründigem Humor? Auch gut. Handwerklich einwandfrei? Gewiss doch.

Trotzdem bleibt ein unangenehmer Beigeschmack. Man will schließlich auch nicht, dass Klamaukautor Tommy Jaud den Deutschen Buchpreis bekommt, auch wenn er noch so viele Fans hat. Es gibt in diesem Land genügend Fernsehpreise und Karnevalsorden, mit denen sich "Ich bin ein Star ..." schmücken könnte. Der Grimme-Preis aber will laut Eigendefinition "Fernsehsendungen auszeichnen, die für die Programmpraxis vorbildlich und modellhaft sind". So vieles fällt einem ein, das in dem zurückliegenden TV-Jahr das Etikett "vorbildlich" verdient hätte. Dazu gehört nicht: Helmut Berger pinkelt ins Camp.