Pfeiffer unterstellt einen Angriff auf die Forschungsfreiheit. Der Hamburger Weihbischof sieht die Kirche hingegen um Aufklärung bemüht.
Berlin. Der Kriminologe Christian Pfeiffer legt in seiner Kritik an der katholischen Kirche nach. Pfeiffer, der im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche aufklären sollte, sieht keinen Grund, dem Drängen nach Unterlassung des Zensurvorwurfs nachzugeben. „Da ich das belegen kann, sehe ich keinen Grund, es zu unterlassen“, sagte Pfeiffer der Wochenzeitung „Die Zeit“.
„Unzumutbarer Angriff“ auf die Forschungsfreiheit
Die Katholische Kirche hatte das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen mit der wissenschaftlichen Bewertung der Missbrauchsfälle beauftragt, dann aber die Zusammenarbeit beendet. Institutsleiter Pfeiffer berichtete in der „Zeit“, die Kirche habe in den bestehenden Forschungsvertrag eine Blockadeklausel einbauen wollen, wonach eine Veröffentlichung von Ergebnissen seiner Missbrauchsstudie nur nach einer „ausdrücklichen vorherigen schriftlichen Zustimmung“ des Verbandes der Diözesen Deutschlands möglich gewesen wäre.
Zudem habe die Kirche ein Mitspracherecht bei der Auswahl von Mitarbeitern beansprucht. Pfeiffer wertete den Vorgang als „unzumutbaren“ Angriff auf die Forschungsfreiheit. Die Bischofskonferenz habe eine „präventive Zensur“ durchsetzen wollen. Außerdem habe er „Hinweise auf neue Aktenvernichtungen“ in mehreren Bistümern erhalten. Neue Aktenvernichtungen wären aus seiner Sicht vertragswidrig gewesen.
Hamburger Weihbischof sieht Kirche um Aufklärung bemüht
Nach Ansicht von Weihbischof Hans-Jochen Jaschke hingegen sei die katholische Kirche bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen gut um Aufklärung bemüht. „Im Ganzen muss man doch sehen, hat die Kirche, haben Menschen in der Kirche, sich viel, viel Mühe gegeben und nehmen die Menschen ernst und bringen sie endlich zum sprechen“, sagte der Weihbischof des Erzbistums Hamburg am Donnerstag im ARD-Morgenmagazin. Die Zuständigen hätten schnell bundesweit für Transparenz-Regeln gesorgt und in den Diözesen immer eine gute Urteilsfindung ermöglicht.
Die Missbrauchsgeschichte sei eine „ganz bedrückende Erfahrung“, so Jaschke. „Ich schäme mich bis heute angesichts der Opfer, die Menschen in der Kirche vertraut haben und so bitter enttäuscht sind.“ Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Triers Bischof Stephan Ackermann, wollte am Donnerstag den Abschlussbericht über die bundesweite Telefon-Hotline vorstellen. Die Hotline der katholischen Kirche für Missbrauchsopfer war fast drei Jahre lang geschaltet.