Ein Kommentar von Insa Gall
Als die Schulzeit an Hamburgs Gymnasien vor gut zehn Jahren verkürzt wurde, hatte die Reform viele Anhänger. Mittlerweile ist die Euphorie jedoch verflogen. Übereilt und ohne ausreichendes Konzept eingeführt, lautet noch die mildere Kritik. Viel ist die Rede von langen Schultagen und einer extremen Belastung der Schüler, die wenig Zeit lässt für Hobbys. Dahinter steht die größere Frage: Was hat die Gesellschaft eigentlich davon, wenn Kinder erst zielorientiert durch die Schulzeit hetzen, um dann in verkürzten Studiengängen die Universität zu durchlaufen und mit 22 Jahren als fertige Akademiker auf den Arbeitsmarkt drängen, aber kaum Persönlichkeit ausbilden? Wenig, möchte man sagen. Beide Reformen zusammen - G8 an den Gymnasien und die Bachelor-Studiengänge an den Unis - haben zu einer Entwicklung geführt, die wenig mit einem höheren Bildungsideal zu tun hat.
Jetzt bringt eine Gruppe von Eltern das Thema mit Macht auf die Agenda. Zwar ist die von ihnen geplante Petition noch kein Volksbegehren, geschweige denn ein Volksentscheid. Aber die Tatsache, dass das Bündnis der G8-Gegner von Eltern an altsprachlichen Gymnasien bis hin zur Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft reicht, sollte Schulsenator Ties Rabe zu denken geben. Die verantwortlichen Bildungspolitiker, allen voran Rabe, sollten die Ohren vor dem Protest nicht länger verschließen und endlich die Bildungspläne gründlich durchforsten, die Inhalte entschlacken und den Lernrhythmus umstellen. Damit die Schüler am Gymnasium Zeit haben, sich zu Persönlichkeiten zu entwickeln.