Die Kunden von Lebensversicherungen müssen sich erneut mit einer niedrigeren Überschussbeteiligung abfinden. Überraschend ist vor allem das Ausmaß der Senkungen. Nachdem viele Gesellschaften in den vergangenen Jahren oft nur um 0,1 oder 0,2 Prozentpunkte reduziert hatten, gibt es in diesem Jahr Senkungen von bis zu 0,6 Prozentpunkten. Selbst Marktführer Allianz wagte einen kräftigen Schnitt von 0,4 Prozentpunkten.
Die Reserven der Versicherer schmelzen nach Jahren sinkender Zinsen dahin. Jede Neuanlage von Kundengeldern birgt die Gefahr, dass die Verzinsung nicht einmal mehr ausreicht, um den Garantiezins zu erfüllen. Das Geschäft der Versicherer wird zunehmend von Faktoren bestimmt, auf die die Gesellschaften kaum Einfluss haben. Staatsanleihen, die fast keine Rendite bringen, müssen von den Versicherern mit Eigenkapital abgesichert werden. Renditeträchtige Windparks oder Aktien erfordern wiederum viel Eigenkapital.
Die Kunden werden diese Faktoren nicht trösten. Denn ihre Altersvorsorge wird deutlich geringer ausfallen als einst kalkuliert. Noch härter trifft es jene, die erst noch für das Alter vorsorgen wollen. Sie schrecken angesichts der unsicheren Entwicklung vor einem Neuabschluss zurück. Das ist verständlich. Denn bleibt das Zinsniveau so niedrig, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Versicherer Probleme bekommen, die hohen Garantiezinsen von bis zu vier Prozent zu erfüllen. Sicherheit und Garantie waren bisher die wichtigsten Verkaufsargumente der Versicherer. Werden diese beschädigt, hat die Branche noch größere Probleme als ohnehin schon.