Nach erneuter Insolvenz, Mäuseplage und monatelangem Bangen muss auch das Stammhaus an der Wandsbeker Marktstraße schließen.
Hamburg. Es ist das Ende einer mehr als 100 Jahre alten Tradition: Nach monatelangem Bangen um die finanzielle Situation und einem zeitweiligen Produktionsstopp durch das Verbraucherschutzamt hat die Konditorei Andersen nun endgültig schließen müssen. Ende November hatte der Inhaber Lars Andersen Insolvenz angemeldet, seit vergangener Woche bleiben die Türen der Konditorei und dem dazugehörigen Café an der Wandsbeker Marktstraße endgültig geschlossen. Kurz zuvor war die Produktion der traditionsreichen Konditorei vom Verbraucherschutzamt vorübergehend untersagt worden. Grund für die Maßnahme war eine Mäuseplage. Hinzu kam ein Verdacht auf Sicherheitsmängel.
Schon in der Vergangenheit gab es Auseinandersetzungen mit dem Verbraucherschutzamt. Die Gründe waren mangelnde Hygiene, beschädigte Stromkabel, veraltete Maschinen - und der Mäusebefall. Immer wieder versuchte der Betrieb, durch professionelle Schädlingsbekämpfungsfirmen der Nagetierplage zu begegnen. "Nach Überprüfung der Lebensmittelproben konnten wir die Produktion wieder aufnehmen, aber die finanzielle Lage war einfach zu prekär", sagt Inhaber Lars Andersen. Er führt den Betrieb mit einst zehn Filialen in Hamburg in der vierten Generation. Die kurzzeitige Schließung durch das Verbraucherschutzamt sei nur einer der Gründe für die Insolvenz gewesen. Finanzielle Schwierigkeiten habe es vorher gegeben. "Ein Hauptgrund ist auch der Standort. Die Wandsbeker Marktstraße hat nicht mehr die Kundschaft wie vor einigen Jahren. Viele Stammkunden gibt es nicht mehr", sagt der Konditor.
Zuletzt waren 15 Mitarbeiter in dem Kaffeehaus beschäftigt
Das Café Andersen hat eine lange Tradition: Bereits seit 1899 ist der Betrieb in Familienhand, das Stammhaus ist eines der wenigen Gebäude am Wandsbeker Markt, die den Zweiten Weltkrieg unbeschädigt überstanden haben, einige Stammgäste kamen seit Jahrzehnten. Nachdem die Insolvenz beantragt wurde, habe Andersen die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Doch als in der Vorweihnachtszeit auch Großaufträge abgesagt wurden, sei das Ende absehbar gewesen. 15 Mitarbeiter waren in dem Kaffeehaus beschäftigt. Andersen hofft, dass sie schnell in anderen Unternehmen eine Anstellung finden. Möglicherweise wird das Café auch wieder unter dem Namen Andersen eröffnen. Beim Insolvenzverwalter sollen sich Interessenten gemeldet haben, die den Namen gerne für einen neuen Betrieb nutzen würden.