Das neue Sozialmonitoring zeigt, wo der Status niedrig ist, wo Alleinerziehende wohnen - aber auch, wie „normal“ Hamburg vor allem ist.

Hamburg. Das ist eine gute Nachricht für viele Hamburger und potenzielle Neu-Einwohner: Zwei Drittel Hamburgs haben einen sozial normalen Status und ist damit im besten Sinne unauffällig, was das Großstadtleben betrifft. Die schlechte Nachricht: Die Problemviertel liegen weiterhin überwiegend da, wo sie das Klischee vermutet: Am östlichen Stadtrand, vor allem in Billstedt, Horn und Jenfeld, südlich der Elbe (hier vor allem Wilhelmsburg und Harburg), am westlichen Stadtrand (Osdorf und Lurup) und in der westlichen inneren Stadt (St. Pauli und Altona-Altstadt) sowie in Dulsberg und Steilshoop. Dies geht aus dem Sozialmonitoring hervor, einer Art Sozialatlas Hamburgs, den Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau am Dienstag vorstellte.

Bereits zum dritten Mal wurde ein solcher Sozialatlas erstellt. Dabei wurde Hamburg in 883 statistische Gebiete mit einer durchschnittlichen Bevölkerungszahl von etwa 2.100 Einwohnern eingeteilt. Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

- 31 der Gebiete weisen einen niedrigen bzw. sehr niedrigen Status auf und gleichzeitig eine negative Dynamik. Fünf dieser Gebiete liegen im Stadtteil Steilshoop, vier in Wilhelmsburg, je drei in Lurup und Rothenburgsort sowie je zwei in Barmbek-Nord, Harburg, Horn, Jenfeld und Neuallermöhe.

- Im Vergleich zu den beiden früheren Untersuchungen hat sich die Zahl der schlecht beleumundeten Gebiete nur unwesentlich erhöht. Von den 833 untersuchten Gebieten weisen 78 (statt 81 Gebiete in 2011) einen „sehr niedrigen“ Status auf, 71 (statt 70 Gebiete in 2011) zeigen einen „niedrigen“ Status. Ein direkter Vergleich mit den Vorjahren möchte die Behörde jedoch nicht herstellen, da die Zahl der Bewertungskriterien verändert wurde.

- Auf Bezirksebene zeigt sich, dass der Bevölkerungsanteil, der in Gebieten mit einem „sehr niedrigen“ Status lebt, in den Bezirken Hamburg-Mitte und Harburg deutlich über dem Hamburger Durchschnitt liegt. In Mitte leben 35 Prozent und in Harburg knapp 13 Prozent aller Einwohner in einem Gebiet mit einem statistischen „sehr niedrigen“ Status, während in Hamburg knapp zwölf Prozent aller Einwohner in einem entsprechend klassifizierten Gebiet leben. In den übrigen fünf Hamburger Bezirken liegt dieser Anteil deutlich unter dem Gesamtdurchschnitt.

- Der Anteil von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund ist vor allem an der Stadträndern Hamburgs überdurchschnittlich hoch.

- Hohe Anteile von Kindern von Alleinerziehenden finden sich vermehrt in innenstadtnahen Quartieren (unter anderem in den Stadtteilen Hamburg-Altstadt, Neustadt, Bahrenfeld, Ottensen, Sternschanze, Barmbek-Nord, Barmbek-Süd, Dulsberg), aber auch in weniger zentral gelegenen Stadtteilen (unter anderem in Osdorf, Lurup, Steilshoop, Bramfeld, Rahlstedt, Jenfeld, Lohbrügge, Harburg und Eißendorf).

- Von Armut bedroht sind, so zeigt es zumindest der Sozialatlas, die Stadtteile Billstedt, Horn, Jenfeld, Wilhelmsburg, Altona-Altstadt, St. Pauli, Lurup, Osdorf (Quartier Osdorfer Born), Dulsberg, Steilshoop, Harburg, Neugraben-Fischbek und Hausbruch (Quartier Neuwiedenthal).

So aufschlussreich das Sozialmonitoring an manchen Stellen sein mag, so bleiben doch die Tücken der Statistik. So wird dem Gebiet „048005“ ein negativer Status mit einer schlechten Entwicklung bescheinigt - obwohl es doch im soliden Winterhude liegt. Die Erklärung: Im untersuchten Areal liegen zwei große Unterkünfte für Obdachlose und Zuwanderer am Tessenowweg und Dakarweg. Sie drücken die Gesamtbewertung des Viertels.