Fertigstellung des Flughafens verschiebt sich weiter
"54, 74, 90, 2006" hieß das Lied der "Sportfreunde Stiller" zur Fußball-WM in Deutschland - in der Hoffnung, dass im eigenen Land wieder einmal ein Titel zu erringen sei. War er nicht. Auch 2010 nicht. Mittlerweile darf Brasilien 2014 besungen werden, Ausgang wie immer offen. So offen wie die Fertigstellung des Berliner Großflughafens BER: Planungsbeginn 1992, erster Übergabetermin Oktober 2011, dann Juni 2012, aus Juni 2012 wurde März 2013, aus März 2013 wurde Oktober 2013, und jetzt heißt es frühestens 2014. Kosten soll er jetzt 4,3 Milliarden Euro. Geplant waren einmal 2,4 Milliarden.
Ein regulärer Jet hat hier bisher nicht abgehoben. Wenigstens die Verantwortlichen sollten aber endlich fliegen und nicht nur eine Rochade im Aufsichtsrat von Berlins Regierendem Bürgermeister zu Brandenburgs Ministerpräsidenten Matthias Platzeck vollführen - der dann in seinem Landtag mit sicherer rot-roter Mehrheit im Rücken die Vertrauensfrage stellen will. Politisch haben die Gesellschafter Berlin, Brandenburg und der Bund den Hut auf. Doch den Hut zu nehmen ist die Sache des nonchalanten Wowereit nicht. Und der Druck auf ihn steigt nicht gerade ins Unermessliche. Die eigene Partei ist Kummer mit ihm gewohnt - und möchte natürlich weiterregieren. In Berlin sitzt die CDU in einer Großen Koalition mit im Boot, grummelt also auch mehr mit zusammengebissen Zähnen, als unmissverständliche Konsequenzen zu fordern. Weiteres Aufsichtsratsmitglied ist Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). So bleibt es den Grünen, der siechenden FDP und den schwindsüchtigen Piraten vorbehalten, eine Drohkulisse aufzubauen. Die ist dann ähnlich marode konstruiert wie der inkriminierte Flugplatz selbst.
Oder Stuttgart 21, die Pleiterennstrecke Nürburgring - und die Elbphilharmonie. Solche Großprojekte gehören in die Hände von Fachleuten. Und wenn sich schon Politiker daran versuchen, dürfen sie nicht nur darauf hoffen, Ruhm zu ernten, wenn alles glattläuft. Sie müssen auch den Mut haben, Konsequenzen zu ziehen, wenn die Sache außer Kontrolle gerät.