Eine Glosse von Alexander Schuller
Wanderer, kommst du an die Landungsbrücken, erblickst du neuerdings eine Tafel, die dich dazu auffordert, die "Schrittgeschwindigkeit" einzuhalten und auf "Gegenverkehr" zu achten. Doch nur die wenigsten wissen: Dieser vermeintliche Schild-Bürgerstreicher ist gar keiner!
In Wahrheit handelt es sich um ein Pilotprojekt der Innenbehörde in Zusammenarbeit mit den Verkehrskaspern. Das Ziel: Menschenströme auf Bürger- und Bahnsteigen sollen zukünftig effizienter gelenkt werden.
Dem Hamburger Abendblatt liegt auch das geheime Protokoll eines zweijährigen Langzeitversuchs im Gängeviertel vor. So könne ".z. B. der Schaufensterbummel, der zu unkontrollierten Menschenansammlungen führt, nur durch die Einhaltung einer 'Durchschnittlichen Schrittgeschwindigkeit' (DSG) vermieden werden ..."
Die DSG für Erwachsene wurde auf 3,68 Stundenkilometer festgelegt. Sie ergibt sich aus der europäischen Durchschnittsschrittlänge (DSL, 0,89 Meter, Frauen und Männern wurden dabei berücksichtigt), die mit der durchschnittlichen Schrittfolge-Frequenz (SF, 47/min) multipliziert wird, wobei die Faktoren Gegenwind (GW) bzw. Rückenwind (RW) Wind aus allen Richtungen (Shitstorm) jeweils subtrahiert oder addiert werden müssen. Windstille (WS) wird mit dem Faktor null gleichgesetzt. Ab 2018 sollen dann die ersten Radarkontrollen in Betrieb gehen. Ein Über- oder Unterschreiten der DSG soll dann 25 Euro kosten, Abweichungen von zehn Prozent liegen in der Toleranzzone, Kinder bis zwölf Jahre sowie Senioren (ab 67 Jahre) und Gehbehinderte sollen von der DSG ausgenommen werden.