CDU und Linke in seltener Eintracht für amtierenden Verwaltungschef. Grüne fordern jedoch mehr Tempo bei der Kandidatenauswahl
Altona. Sein Posten ist so etwas wie die letzte Bastion, die von der SPD noch nicht eingenommen wurde: Noch bis zum Frühjahr reicht die Amtszeit des parteilosen Bezirksamtsleiters von Altona, Jürgen Warmke-Rose, 51. Er ist der letzte Verwaltungschefs in den sieben Hamburger Bezirken, der kein rotes Parteibuch besitzt.
Doch schon jetzt versuchen die Parteien in der Bezirksversammlung Altona, die Weichen für eine Nachfolge - oder auch Wiederwahl - zu stellen. So haben die Grünen mit einem Antrag auf eine Stellenanzeige noch einmal Druck gemacht: "Uns läuft die Zeit davon", sagt Grünenfraktionschefin Gesche Boehlich. Denn eigentlich soll die Position öffentlich ausgeschrieben werden. Im Januar sollen nun Anzeigen geschaltet werden, um im Mai einen neuen Bezirksamtsleiter wählen zu können.
Der Ausschreibungstext dazu ist allerdings schon seit Längerem fertig. Der neue Vorstoß der Grünen hat einen anderen Grund, er diente gewissermaßen dazu, beim Koalitionspartner SPD mehr Tempo zu machen.
Innerhalb der SPD Altona wird noch gegrübelt, wie der Posten besetzt werden könnte. Zwar spricht auch die SPD von öffentlicher Ausschreibung - intern jedoch galt schon lange der SPD-Bezirksfraktionschef Thomas Adrian als Favorit. Adrian arbeitet in leitender Funktion in der Innenbehörde und gilt damit als verwaltungserfahren. Doch möglicherweise gibt es noch Klärungsbedarf. Jedenfalls wollte die SPD die Kandidatenkür für die Bundestagswahl abwarten, bevor der Posten tatsächlich ausgeschrieben wird. Altonas Stadtplanungsexperte Mark Classen wurde nicht Bundestagskandidat.
Möglicherweise, so heißt es in der Bezirkspolitik, könnte er nun aber ins Rennen für den Chefposten im Altonaer Rathaus gehen.
Eigentlich aber hätten die Altonaer Sozialdemokraten schon längst jemanden dort haben wollen. 2011 verpasste die SPD in Hamburgs westlichstem Bezirk aber die absolute Mehrheit und ging nach langer Verhandlungszeit eine Koalition mit den Grünen ein. Man einigte sich seinerzeit darauf, dass der 2007 von Grünen und CDU gemeinsam gewählte Warmke-Rose bis zum Ende seiner Amtszeit 2013 im Amt bleiben könne. Unverhohlen kartete die SPD aber immer nach, mäkelte gelegentlich an der Amtsführung des Verwaltungsfachmanns. Der wiederum erklärte, dass er zu einer Wiederwahl nicht bereitstehen werde. Ob das aber das letzte Wort ist, dürfte noch offen sein. CDU-Fraktionschef Uwe Szczesny etwa erklärt ganz deutlich, dass die CDU am liebsten eine zweite Amtszeit von Warmke-Rose wünsche. Das ist nicht ungewöhnlich - ungewöhnlich ist aber, dass dem eher konservativ geprägten Beamten auch Sympathien von der Linken zufliegen. "Politisch liegen wir zwar weit auseinander", sagt Linken-Fraktionschef Robert Jarowoy. Aber wegen des Fachwissens und auch wegen dessen integren Persönlichkeit könne auch er sich vorstellen, Warmke-Rose zu wählen.
Fehlen nur die Grünen, die die SPD-Pläne noch durchkreuzen könnten und für eine breite Warmke-Rose-Mehrheit sorgen könnten. Nach einer sehr glücklichen Ehe sah die rot-grüne Bezirkskoalition in den vergangenen Wochen nicht eben aus, in wichtigen Fragen stimmten die grünen Bezirksabgeordneten um das eine oder andere Mal gegen ihren Koalitionspartner. Doch an Spekulationen über Kandidaten wolle sie sich nicht beteiligen, sagt Grünen-Politikerin Geschehe Boehlich. Nur so viel: Der künftige Bezirksamtsleiter von Altona müsse ein "politisch denkender Kopf mit großer Verwaltungskompetenz" sein. Ein absolutes Ausschlusskriterium für den amtierenden Bezirksamtsleiter würde sich anders anhören.