Die Hafenwirtschaft nutzt die Gelegenheit des Besuchs der „Marco Polo“, um Stimmung für die umstrittene Elbvertiefung zu machen.

Hamburg. Die Reederei CMA CGM hat den ersten Besuch des größten Containerschiffs der Welt in Hamburg dazu genutzt, die Vertiefung der Elbe anzumahnen. „Wir lassen das Schiff bewusst den Hamburger Hafen anlaufen“, sagte Reinhard Peschel, Geschäftsführer der CMA CGM Deutschland, am Mittwoch nach dem Einlaufen der “Marco Polo“. „Vor allem wegen der guten Bahnverbindungen nach Mittel- und Osteuropa und der Schiffsverbindungen nach Skandinavien und ins Baltikum.“ Die verzögerte Elbvertiefung erschwere es jedoch, das Schiff verlässlich abfertigen zu lassen, da die Elbe nur eingeschränkt befahrbar sei.

Das größte Containerschiff der Welt hatte in der Nacht zum Mittwoch mit einer Stunde Verspätung zum ersten Mal den Hamburger Hafen angelaufen. Mit der Flutwelle schob sich der 396 Meter lange Koloss die Elbe herauf und erreichte gegen 3.45 Uhr das Hafengebiet. Trotz eisiger Kälte hatten sich auch mitten in der Nacht einige schaulustige „Shipspotter“ eingefunden, um den ersten Anlauf des Schiffes in Hamburg zu beobachten und zu filmen.

Die „Marco Polo“ passierte zunächst die Einfahrt zum Waltershofer Hafen und wurde dann rückwärts von mehreren Schleppern ins Hafenbecken gezogen. „Es hat alles bestens geklappt; wir haben uns ein Jahr lang auf die Ankunft des Schiffes vorbereitet“, sagte Wolfgang Hurtienne von der Hafenbehörde HPA. Die bislang größten Containerschiffe der „Emma Maersk“-Klasse gehören zur Maersk-Reederei und laufen Hamburg nicht an. Rekordhalter für den Hamburger Hafen war bislang seit Juli 2010 die „CMA CGM Christophe Colomb“ der gleichen Reederei mit einer Tragfähigkeit von 13 800 Standardcontainern (TEU).

+++ Service: Schiffspositionen im Hamburger Hafen und auf der Elbe +++

Am Containerterminal Burchardkai der HHLA schlug der Riesenfrachter rund 4000 Container um. Insgesamt kann das Schiff mehr als 16 000 TEU tragen. „Für uns eine relativ übliche Umschlagmenge bei Schiffen aus Asien“, sagte HHLA-Vorstand Stefan Behn. Am Donnerstag gegen 23.00 Uhr soll der Frachter wieder ablegen und elbabwärts die Reise nach Asien antreten. Nächste Station ist Bremerhaven. Das Schiff wird in die Liniendienste der französischen Reederei CMA CGM zwischen Europa und Asien eingegliedert und künftig regelmäßig alle zehn oder elf Wochen den Hamburger Hafen anlaufen.

Die „Marco Polo“ könnte 1400 Container mehr laden, wenn die Elbe einen Meter tiefer wäre. Die Produktivität des Schiffes sei also geringer, sagte Peschel. Den Preisrabatt für Großschiffe, den der Hamburger Senat wegen der verzögerten Elbvertiefung eingeführt hat, bezeichnete der Chef der Deutschland-Sektion der weltweit drittgrößten Reederei als gutes Signal. Der Preisnachlass reiche aber bei weitem nicht aus, um die wirtschaftlichen Nachteile der fehlenden Wassertiefe auszugleichen. Peschel kündigte an, dass im Mai des kommenden Jahres eines der baugleichen Schwesterschiffe der „Marco Polo“ in Hamburg getauft werden soll.

Die „Marco Polo“ ist 396 Meter lang und 54 Meter breit und weist einen Tiefgang von maximal 16 Metern auf, wenn sie voll beladen ist. Auf der Elbe sind gegenwärtig 12,60 Meter Tiefgang erlaubt. Auch nach einer Elbvertiefung werde das Schiff aber nicht voll beladen Hamburg anlaufen, da zuvor andere Häfen in Europa bedient werden, die einen Teil der Ladung aus Asien aufnehmen, sagte Peschel. Auf diesen Umstand wies auch Anjes Tjarks am Mittwoch hin, der hafenpolitische Sprecher der Grünen in der Hamburger Bürgerschaft. „Die Elbe setzt dem Hafen Grenzen, die die Stadt früher oder später akzeptieren muss“, sagte er. „Der Senat begeht einen schweren Fehler, wenn er keinen Plan B für die Elbvertiefung entwickelt.“ Die Debatte um die Elbvertiefung trage mittlerweile fast hysterische Züge.