Hamburg muss den Anstieg von Miet- und Immobilienpreisen bremsen
Wenn man sich auf eine heiße Herdplatte setzt, gleichzeitig aber die Füße in einen Eimer mit kaltem Wasser stellt - dann geht es einem gut. Statistisch gesehen jedenfalls. Und statistisch gesehen liegt die Durchschnittsmiete in Hamburg noch bei für viele vertretbaren 7,15 Euro pro Quadratmeter. Vielerorts wie im Süden und Südosten der Stadt auch darunter.
Zwar verzeichnet die Stadt enorme Anstiegsraten bei Neuvermietungen - doch eine Wohnungsnot sähe anders aus, heißt es in der Immobilienbranche. Wohl wahr. Aber für alle diejenigen, die die Lebensqualität schätzen, die gerade die innenstadtnahen Viertel bieten, nützt das wenig. Altona, Eimsbüttel oder Eppendorf - diese Stadtteile erleben dann bei Neuvermietungen oder bei Eigentumswohnungen den größten Preisanstieg. Mehr als 15 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter für eine neue Wohnung ist da schon Standard. Hier tut die Statistik weh, hier sitzt man, um im Bild zu bleiben, auf der heißen Herdplatte.
Eben weil diese Quartiere so beliebt sind. Ganz deutlich zeigt sich das in der Zahl der Baugenehmigungen, die die Bezirke im Zuge der Wohnungsbauoffensive an den Senat melden müssen: Harburg schafft seine Vorgabe nicht; Altona genehmigt doppelt so viele Wohnungen, wie der Bezirk muss.
Betroffen von hohen Preisen sind vor allem jene, die sich verändern wollen oder müssen. Veränderung ist teuer geworden in Hamburg. Zu teuer. So bleiben junge Pärchen lieber in ihren zwei Wohnungen mit alten Mietverträgen, weil sie beim Zusammenziehen nicht sparen, sondern draufzahlen. Wenig verwunderlich auch, dass weit mehr junge Familien trotz hoher Mobilitätskosten Hamburg mit neuem Wohnort im Umland verlassen, als von dort in die Stadt ziehen.
Günstige Randlagen wie etwa Harburg können diese Verdrängung offenbar nicht auffangen. Das liegt zum einen sicher auch an einem Imageproblem mancher Stadtteile. Aber Altona, Eimsbüttel oder ähnliche Viertel sind schlicht so angelegt und gewachsen, dass man dort gut und gerne wohnt. Die Mischung scheint zu stimmen. Kann man aber dadurch eine Art Jedermannsrecht ableiten, dort wohnen zu dürfen - auch wenn es immer teurer wird? Das ist die eine Frage. Die andere ist, ob wir es zulassen wollen, dass nur derjenige dort wohnen kann, wo er will, wenn er viel Geld hat. Alle anderen aber nur dort, wo sie müssen?
Beide Fragen muss man natürlich mit Nein beantworten. Also sind andere Lösungen gefragt: Verdächtig oft nennen Experten die großen Anforderungen an energetisches Bauen als einen Preistreiber. Klimaschutz kostet. Vielleicht zu viel, so geflissentlich, wie wir ihn in Deutschland betreiben. Der Erfolg ist sowieso zweifelhaft: Hässliche Dämmplatten in Hamm helfen wenig, wenn weltweit weiter und immer mehr Klimagase in die Luft gepustet werden.
Wichtiger aber noch ist es für die Stadtplanung, ein Auseinanderdriften in arme und reiche Viertel zu stoppen. Immer wenn städtische Grundstücke zu Bauland werden, hätte die Stadt dafür ein geeignetes Mittel. Etwa indem sie noch mehr als bisher Flächen günstig an Baugenossenschaften oder Baugemeinschaften abgibt - und zwar gerade dort, wo es teuer ist. Oder die Vergabe von Flächen müsste mehr noch mit der Bedingung zum Bau von Sozialwohnungen verknüpft werden. Selbst auf nicht städtischen Grundstücken wie etwa bei der Neuen Mitte Altona gibt es die Möglichkeit, mit Verträgen solche Preisdämpfer quasi gleich von Anfang an mit einzubauen. Dort verhandelt die Stadtregierung auch derzeit hart über solche Maßnahmen mit den Eigentümern. Sie sollte sich nicht beirren lassen darin.
Noch mehr Hitze im Wohnungsmarkt wäre nicht gut für Hamburg - auch wenn der statistische Durchschnitt noch vertretbar erscheint.