Betrieb nach Wilhelmsburg vom 10. Dezember an. Neuer Anleger Ernst-August-Schleuse eingeweiht. Neue Flachschiffe im Einsatz.
St. Pauli/Wilhelmsburg. In 15 Minuten von St. Pauli nach Wilhelmsburg? Und das bei Schnee und Eis? Die Hafenfähre "Nala", am Steuer Schiffsführer Kurt Richter, zeigte am Donnerstag auf einer Art Jungfernfahrt, was vom 10. Dezember an möglich ist. Dann wird die Linie 73 auf einer erweiterten Strecke mehrmals täglich den neuen Anlegeponton Ernst-August-Schleuse im Klütjenfelder Hafen ansteuern.
Gestern hatte der Fährmann allerdings noch keine Touristen, Pendler oder Hafenarbeiter an Bord, sondern Verkehrssenator Frank Horch (parteilos), Uli Hellweg (Geschäftsführer der Internationalen Bauausstellung IBA) und Vertreter der Institutionen, die an der Realisierung des neuen Anlegers beteiligt waren - darunter die Hadag, die Hafenbehörde Hamburg Port Authority und der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG).
Die in der Sonne funkelnde Elbphilharmonie achtern schipperte die "Nala" durch den Reiherstieg - entlang an Schmierstoffverladestationen, Stauereien, Werften und Lagerhallen. Dann ging es unter der Argentinienbrücke durch. "Wir haben nur zwei Hafenfähren, die flach genug sind, hier durchzukommen", sagte Hadag-Chefin Gabriele Müller-Remer. Durch die Erschließung Wilhelmsburgs würden mehr Fahrgäste erwartet, daher werde 2013 ein weiteres der sogenannten Flachschiffe gebaut. Bis zu 150 Personen könne es transportieren, Kosten: etwa 1,5 Millionen Euro.
Dann legte "Nala" zum ersten Mal am neuen Ponton an. Er ist an vier mächtigen Pfählen verankert, eine Eisenbrücke führt an Land. "Mit der Aufnahme der Fährverbindung nach Wilhelmsburg rückt der Stadtteil enger an die Hamburger Innenstadt heran", sagte IBA-Chef Hellweg. Davon würden die Wilhelmsburger, Hafenbesucher und die Firmen im Umfeld profitieren - und die Gäste von IBA und Internationaler Gartenschau (igs), die im kommenden Jahr in Wilhelmsburg eröffnen. Zudem sei die Aufnahme des Fährverkehrs ein wichtiger Baustein des IBA-Projekts "Öffnung des Spreehafens". Der Zollzaun, die letzte innerdeutsche Grenze, wird im Januar abgebaut.
Vom Anleger Ernst-August-Schleuse aus haben Besucher mehrere Alternativen. Sie können einen Spaziergang ins zehn Minuten entfernte quirlige Reiherstiegviertel unternehmen - dabei kommen sie am Spreehafen mit seinen zahlreichen Hafenliegern und Hausbooten vorbei und können in der Ferne Hafenkräne und die Elbphilharmonie sehen. Alternativ fährt die Buslinie 156 nach Wilhelmsburg hinein - oder zu den Landungsbrücken zurück. Auch der Radweg, der zwischen dem Alten Elbtunnel und Wilhelmsburg verläuft, ist schnell zu erreichen.
22-mal am Tag fährt die Linie 73 künftig zum HVV-Tarif von den Landungsbrücken über die Anleger Theater im Hafen, Norderelbbrücke und Argentinienbrücke zur Ernst-August-Schleuse. Allerdings nur montags bis freitags. Werktags und auch am Wochenende fährt außerdem die Maritime Circle Line hierher. Deren Geschäftsführer Gregor Mogi gilt als einer der Ideengeber für den neuen Anleger: Er hatte 2008 in dem IBA-Aufruf "Ideen für Veddel und Spreehafen" eine Pontonanlage zur Sprache gebracht. Der Ernst-August-Anleger ist nur eines von insgesamt neun Zielen der Circle-Line-Touren. Mit 9,50 Euro kosten sie allerdings deutlich mehr als ein HVV-Ticket. Dafür kann man aber überall aus- und zusteigen. Zusätzlich zur erweiterten Strecke der Hafenfähre 73 wird mit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember auch die Linie 72 neu eingerichtet. Sie fährt künftig von den Landungsbrücken über die Elbe zur Arningstraße und weiter zur Elbphilharmonie.