Die Hansestadt ist bundesweites Schlusslicht. Nur 64 Prozent aller Studenten beenden ihr Studium mit einem Examen. Baden-Württemberg vorn.
Hamburg/Berlin. Hamburger Studentinnen und Studenten sind deutlich weniger erfolgreich als ihre Kommilitonen im Rest der Republik. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden errechnete, haben von allen Studierenden, die sich im Jahr 2002 an einer der staatlich zugelassenen Hochschulen und Fachhochschulen in der Hansestadt eingeschrieben haben, nur 64,5 Prozent bis zum Jahr 2010 ihre Prüfung abgelegt. In einem deutschlandweiten Vergleich belegt Hamburg damit den letzten Platz.
Die höchste Erfolgsquote gibt es im Süden: In Baden-Württemberg haben 83,5 Prozent des Studienanfängerjahrgangs 2002 spätestens nacht acht Jahren einen Abschluss gemacht, in Bayern waren es 80,5 Prozent. Dahinter folgen Berlin und Niedersachsen; Schleswig-Holstein liegt mit einer Quote von 75,6 Prozent im Mittelfeld. Zwar finden sich unter denen, die in den 16 Semestern ihr Studium nicht abgeschlossen haben, auch extreme Langzeitstudenten - im Wesentlichen seien diejenigen ohne Abschluss jedoch als Studienabbrecher zu werten, hieß es.
In der Wissenschaftsbehörde von Senatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) will man darin aber kein Manko der Hamburger Universitätslandschaft sehen, sondern führt die Resultate in erster Linie auf die Berechnungsgrundlage zurück: Die schlechte Erfolgsquote erkläre sich insbesondere "mit der verhältnismäßig hohen Zahl Hamburger Studierender an Fernhochschulen", sagte ein Sprecher auf Abendblatt-Anfrage. "Hier ist die Erfolgsquote innerhalb des untersuchten Zeitraums nach unseren Erfahrungen deutlich niedriger als an Präsenzhochschulen." Tatsächlich gab es an der Europäischen Fernhochschule Hamburg und der Fern-Hochschule HFH im Jahr 2010 rund 2800 Studienanfänger, bei 17 500 Erstsemestern in der Hansestadt insgesamt - ein Anteil von 16 Prozent. Zum Vergleich: In Nordrhein-Westfalen schrieben sich vor zwei Jahren 8,4 Prozent der Erstsemester an Deutschlands größter Fernuni in Hagen ein.
Sehr selbstkritisch geht die Technische Universität Hamburg (TUHH) mit den Ergebnissen der Studie um. Deutschlandweit brechen rund 50 Prozent aller Studierenden an TUs ihr Studium ab. "Unsere Wissenschaftler haben in einer bundesweiten Studie festgestellt, dass ein hoher Prozentsatz der Studienabbrecher durchaus für ein Ingenieurstudium geeignet ist, wenn man mit anderen Methoden unterrichten würde", sagte Vizepräsident Sönke Knutzen. "Hier ist der Hebel, an dem wir ansetzen. Unser Ziel ist eine deutliche Senkung der Abbrecherquote."
Der Allgemeine Studierendenausschuss der Universität Hamburg (AStA) kritisiert, die hohe Abbrecherquote sei ein Beweis dafür, dass Bildung und Wissenschaft in Hamburg nicht an erster Stelle stünden. "Wir als AStA sehen hier einen Zusammenhang mit der seit Jahren bekannten Unterfinanzierung der Universität", sagte Referentin Mena Winkler. "Oft wird durch zu schwere Prüfungen ausgesiebt. Die Ressourcen sind zu knapp, um allen Studierenden eine angemessene Lernumgebung bieten zu können."