Beschluss im Bezirk: Anregungen des Lärmaktionsplanes der Umweltbehörde sollen aufgegriffen werden. Aber wann etwas passiert, ist offen.

Wandsbek Die Wandsbeker Chaussee am Wandsbeker Markt von sechs auf vier Spuren zurückbauen? Mit Radfahrstreifen am Rand? Tempo 30 auf allen Hauptverkehrsstraßen? Grüne und Linke in Wandsbek lobten in der Bezirksversammlung Wandsbek den „Lärmaktionsplan“ der Umweltsenatorin Jutta Blankau (SPD). Jetzt solle das Geld bereitgestellt werden, um die im Gutachten für Bramfeld und den Wandsbeker Markt vorgeschlagenen Pilotmaßnahmen zügig umzusetzen.

CDU und vor allem die FDP warfen den Grünen vor, „Tempo 30 durch die Hintertür einführen” zu wollen. Die SPD, in Wandsbek Koalitionspartner der Grünen, reagierte verhalten. Der Abgeordnete André Schneider referierte die Historie der Lärmforen in den Bezirken und lobte die Bürgerbeteiligung als anregend und gelungen. Er verwies auf die anstehenden Temporeduzierungen an der Alten Landstraße und am Poppenbütteler Weg jeweils von 60 auf 50 Stundenkilometer, vermied aber im Zusammenhang mit Hauptstraßen das Wort „Tempo 30“. Die Grünen-Fraktionschefin Susanne Zechendorf mahnte daher auch in Richtung Sozialdemokratie: „Lärm ist sehr ernst zu nehmen, weil er ein Hauptgrund für Gesundheitsschädigungen ist.“ Die SPD stimmte dem Grünen-Antrag zu, die „Anregungen des Lärmaktionsplans aufzugreifen“.

Die Gutachter der Senatorin Blankau hatten den Autoverkehr als Hauptlärmquelle ausgemacht und für Wandsbek vorgeschlagen, in zwei ersten Schritten die Wandsbeker Chaussee zurückzubauen und zumindest nachts in diesem Abschnitt ein verschärftes Tempolimit einzuführen sowie an der Bramfelder Chaussee zwischen Bramfelder Straße und Haldesdorfer Straße Lärmschutzwände zu ziehen. Sie könnten die senkrecht zur Straße angeordneten Wohnblöcke in Höhe Hausnummer 97 schützen und die Grünflächen zwischen den Häusern zu ruhigen Innenhöfen machen.

Das Gutachten spricht allerdings von erheblichen Kosten für die beiden Maßnahmen. Grundsätzlich sehen sie fünf Möglichkeiten, der „Verlärmung“ von Anwohnern entgegenzuwirken: Verkehrsverlagerung, optimierten Verkehrsfluss, verbesserte Rad- und Fußwege, Verengung von Straßen (schafft größere Abstände zwischen Häusern und Lärmquelle), Tempolimits. Die deutlich preiswerteste Methode davon ist die letzte, was vor allem die FDP bewog, fast nur über Tempo 30 zu sprechen. Der CDU-Abgeordnete Sören Niehaus empfiehlt vor allem Flüsterasphalt, dort, woo ohnehin Fahrbahndecken erneuert werden müssen. Für die Linke forderte Julian Georg den Verzicht auf Preiserhöhungen beim HVV und mehr Anstrengungen zur Förderung des Radverkehrs.

Der Lärmaktionsplan der Senatorin muss jetzt in die behördeninterne Abstimmung. Wann ein abgestimmter Plan vorliegen wird, der dann auch in Aktionen münden könnte, weiß auch die federführende Umweltbehörde nicht: „Das dauert.“

Die Balance zwischen Regieren und visionärem Entwerfen zu halten fällt auch im Bezirk schwer. Noch kurz vor den agilen Lärmschutz-Forderungen der Grünen-Fraktionschefin hatte ihr grüner Fraktionskollege Joachim Nack in der Fragestunde lärmgeplagte Bürger bedauernd gebeten, sich weiter in Geduld zu fassen. Die Anwohner der Jüthornstraße, die zwischen Robert-Schumann-Brücke und Hammer Straße reine Wohnstraße ist, versuchen seit eineinhalb Jahren, den Schwerlastverkehr aus ihrer Straße zu bekommen. Die Innenbehörde hat jetzt wieder abschlägig beschieden. Unter Hinweis auf den noch nicht fertig ausgearbeiteten Lärmaktionsplan - der eher ein Lärmabwarteplanist -, dem man „nicht vorgreifen“ könne.