Eine Danksagung von Peter Wenig
Es ist nur ein schnödes Schild mit der Zahl 30 in schwarzer Schrift auf weißem Grund, rot umkreist. Und doch verdient dieses Verkehrszeichen an der Holländischen Reihe in Ottensen mit Fug und Recht das Prädikat "historisch". Denn vor über 30 Jahren entstand hier, parallel zur Elbchaussee, die erste Tempo-30-Zone in einer deutschen Durchgangsstraße.
Nachblättern lässt sich die Geschichte eines Schildes in längst vergilbten Zeitungen. Auf einem Foto in der Abendblatt-Ausgabe vom 22. Juni 1982 stemmt ein kleiner blonder Junge inmitten einer kleinen Demonstration ein handgeschriebenes Schild "Ich gehe nur bei Grün. Aber manchmal..." Auslöser der Eltern-Demo war der sechste schwere Unfall binnen weniger Monate auf der Holländischen Reihe - diesmal waren zwei Jungs von einem Auto überfahren worden. Einer starb, sein Freund überlebte knapp.
Und endlich hatte die Ottenser Bürgeriniative "Schleichen statt Leichen" Erfolg. Der Senat, der sich über Monate hinter einem angeblichen "fehlenden Unfallschwerpunkt" verschanzt hatte, machte die Holländische Reihe zur "Tempo-30"-Zone.
Ich weiß nicht, wer sich damals mit Flugblättern und Aktionen gegen die PS-Lobby stemmte, die ein paar Jahre zuvor den unsäglichen Spruch "Freie Fahrt für freie Bürger" in die Auto-Götzen-Republik gestanzt hatte. Ich weiß nur, dass diese Eltern Großes getan haben. Sie haben unser Ottensen etwas sicherer gemacht - auch für meine Kinder. Es lohnt sich zu kämpfen. Für viel mehr Tempo-30-Zonen. Nicht nur in Ottensen.