HSH Nordbank rechnet wegen Krise in der Schifffahrt mit Kreditausfällen. Das bedeutet ab 2019 für die Länder 1,3 Milliarden Euro Verlust.

Hamburg. Auf die Bundesländer Hamburg und Schleswig-Holstein kommt vermutlich in einigen Jahren eine Milliardenbelastung durch die HSH Nordbank zu. Nach einer neuen Risikoplanung könnten die für die Länder maßgeblichen Verluste im Zeitraum 2019 bis 2025 bis zu 1,3 Milliarden Euro erreichen, teilte die Bank am Dienstag in Hamburg mit. Die neue Prognose wurde am gleichen Tag den zuständigen Parlamentsausschüssen in Hamburg und Kiel vorgestellt.

Hintergrund für die dunklen Perspektiven der Bank ist die anhaltende Krise in der Schifffahrt. Die Bank rechnet mit hohen Kreditausfällen. Sie muss Verluste bis zu 3,2 Milliarden Euro zunächst selbst tragen, danach haften die Länder bis zu einer Höhe von sieben Milliarden Euro. Die Länder erwägen, diese Garantien wieder auf ihre ursprüngliche Höhe von zehn Milliarden Euro aufzustocken. Damit würde das Eigenkapital der Bank entlastet. Gegenwärtig werde die Mindestquote von neun Prozent Eigenkapital jedoch erreicht, heißt es in der Mitteilung der Bank.

In der neuen Risikoplanung werde die Lage der Schifffahrt umfassend berücksichtigt. Die Bank hat Schiffskredite über insgesamt 29 Milliarden Euro vergeben, überwiegend in den Jahren vor der Krise. Die Reeder haben Überkapazitäten aufgebaut und die Konjunktur schwächelt. Als Folge sind die Fracht- und Charterraten niedrig, die Treibstoffkosten dagegen hoch. Nur ein Drittel der Containerschiffe macht überhaupt Gewinne. Die Schifffahrt steht vor einer Pleitewelle. „Die Bank erwartet bis ins Jahr 2014 hinein einen deutlich höheren Vorsorgebedarf und über den bisherigen Planungen liegende Ausfallraten in diesem Segment“, schreibt die Bank.

Die Bank finanziert vor allem Containerschiffe (42 Prozent), aber auch Massengutfrachter (18 Prozent) und Tanker (15 Prozent). Wegen der Krise sind auch die Preise für gebrauchte Schiffe in den Keller gerauscht, so dass die Bank ihre Sicherheiten nicht oder nur mit Verlust verwerten kann.

Aus der neuen Prognose erwachsen mehrere Konsequenzen. Die Bank überweist für die Bereitstellung der Garantien jährlich vier Prozent Gebühren; das sind pro Jahr 280 Millionen Euro. Bis zum Jahr 2019 (sieben Jahre) werden demnach fast zwei Milliarden Euro Gebühren fällig. Die bislang bereits bezahlten Gebühren der Bank an die Länder erreichen ebenfalls Milliardenhöhe. Damit habe die Bank Zahlungen geleistet, die weit höher lägen als die Leistungen aus der Garantie.

Zum anderen führt die Prognose aktuell zu einer einmaligen Ergebnisbelastung in dreistelliger Millionenhöhe für die Bank. Schon jetzt seien künftig zu erwartende Gebühren in der Risikovorsorge zu berücksichtigen. Das vergangene Jahr hatte die Bank mit einem Verlust von 263 Millionen Euro abgeschlossen; in diesem Jahr dürfte es deutlich mehr werden. Das Quartalsergebnis für die ersten neun Monate dieses Jahres will die Bank am 6. Dezember vorlegen.

Albig: Derzeit keine Haushaltsänderung

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig reagierte gelassen auf die jüngste Risikowarnung der HSH Nordbank. „Wir sind vorbereitet auf die Nachricht“, sagte der SPD-Politiker. „Mitnichten reden wir hier von einem worst case.“ Der Regierungschef bekräftigte die Bereitschaft, die Garantien für die HSH Nordbank wieder aufzustocken, wenn das Institut dies für erforderlich halte. Das Haushaltsrisiko sei gestiegen, aber: „Ob es dazu kommt, weiß heute kein Mensch.“ Zurzeit jedenfalls sehe die Landesregierung keinen Anlass, kurzfristig im Haushalt zu reagieren.