Die Zahl der Übernachtungen steigt: Bis 2015 sollen die Häuser mit mehr als 6300 Betten eröffnen. Drohen Überkapazitäten?
Hamburg. Ungeachtet der Tatsache, dass mit dem InterConti eine der renommiertesten Hamburger Übernachtungsstätten in die Insolvenz geschlittert ist, boomt der Hotelmarkt in der Hansestadt. Nach Auskunft von Hamburg Tourismus sollen bis Ende 2015 mindestens 20 neue Hotels der Mittel- und Oberklasse entstehen, mit insgesamt mehr als 3500 Zimmern und 6300 Betten. In diesem Jahr haben bereits elf Hotels eröffnet - von Low-Budget-Herbergen wie der Superbude auf St. Pauli und dem Haus Stellingen bis zu den Vier-Sterne-Häusern Aspria Hotel Uhlenhorst, Barceló (City) oder Zollenspieker Fährhaus (Vierlande).
Insgesamt ist die Zahl der Hotelbetten in Hamburg in diesem Jahr um rund 4000 gestiegen. 2013 kommen fünf weitere Hotels mit mehr als 2100 Betten dazu. Ursprünglich sollten es deutlich mehr sein. Eine von Hamburg Tourismus erstellte Liste wies für 2012/2013 die Neueröffnung von 18 Hotels aus. Etliche davon werden jedoch erst später realisiert, etwa das Stadthaushotel HafenCity (2015), das Melia Hotel HafenCity (2014), das Westin Elbphilharmonie (2013) oder das La Mariposa (HafenCity).
Das Wachstum der Branche bezeichnet Albertsen als "gesund", da es sich nach der Nachfrage richte. Die steigt seit 2001 ständig an. Damals gab es 270 Hotels mit insgesamt 28 726 Betten, heute sind es 315 Betriebe mit 48 250 Schlafplätzen.
Doch können so viele Hotels nebeneinander existieren? "Ja", sagt Sascha Albertsen, Sprecher von Hamburg Tourismus. "Hamburg hat ein gesundes Verhältnis von Angebot und Nachfrage." Bei steigenden Bettenzahlen nahmen auch Nachfrage und Auslastung zu. Die Auslastung lag in Hamburg 2011 bei durchschnittlich 74 Prozent - im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten ist das ein Spitzenwert. In Berlin waren es 69,5 Prozent, in München 73,3 Prozent. Dass wegen des großen Angebots an Zimmern die Übernachtungspreise fielen, sei allerdings nicht zu erwarten. Im Gegenteil. "Da haben wir noch Potenzial", so Albertsen. Gerade in der Spitzenhotellerie seien die Preise im europaweiten Vergleich in Hamburg eher niedrig. Das Problem des InterConti, so Albertsen, habe seiner Ansicht nach nichts mit dem Hotelboom zu tun. "Auslastung und Hotelführung waren gut", sagt er.
Tatsächlich bleiben immer mehr Touristen über Nacht in Hamburg. Mehr als sieben Millionen Übernachtungen verzeichnete Hamburg Tourismus zwischen Januar und August 2012. Besonders gerne scheinen Gäste aus dem Ausland in den Betten an Alster und Elbe zu schlummern. Von den rund 3,7 Millionen Touristen, die die Stadt zwischen Januar und August 2012 besuchten, kamen 780 000 Gäste aus dem Ausland. Auf sie entfielen gut 1,5 Millionen Übernachtungen. Das ist ein Anstieg um 16,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und liegt deutlich über dem Bundesdurchschnitt (acht Prozent).
Ginge es nach Karl Schlichting, Vizepräsident der Fachgruppe Hotel vom Hamburger Dehoga, müssten noch viel mehr ausländische Gäste kommen. Sie wären besonders für die Fünf-Sterne-Hotels wichtige Kunden. Die Preise in diesem Segment seien im Vergleich zu anderen Städten in Hamburg viel zu niedrig und müssten angehoben werden. Das sei eine "ungesunde Entwicklung", findet er. "Vergleichbare Häuser in Düsseldorf und München sind weitaus teurer - und im Vergleich zu Rom, Paris und London kosten Hamburger Luxushotels nur die Hälfte."
Wegen der vielen Hotels, die es mittlerweile in der Hansestadt gebe, sei die Branche zu einem kräftigen Wachstum verdammt, so Schlichting. Er plädiert daher dafür, Hamburg verstärkt als Kongress- und Messeort zu bewerben. "Das ist für die Hotels äußerst wichtig", sagt er. Sie hätten so nicht nur eine noch bessere Auslastung - die Kongressteilnehmer und Messebesucher trügen auch viel Geld in die Stadt, in Geschäfte und Gastronomie.