Ein Kommentar von Alexander Laux
Vielleicht hat Uli Hoeneß ja kürzlich in einem alten Buch über die WM 1978 geblättert und wurde so an "Ascochinga" erinnert, ein Erholungsheim für Offiziere der argentinischen Luftwaffe, rund 60 Kilometer von Córdoba entfernt, das während des Turniers als DFB-Mannschaftsquartier diente. Denn nach seinen jüngsten Aussagen zu urteilen, wünscht sich der Präsident des FC Bayern eher ein solches militärisches Umfeld für die Nationalmannschaft und einen Oberaufseher Löw, der über eine aggressivere und total fokussierte Stimmung wacht.
Grundlage der Hoeneßschen Kritik ist die Tatsache, dass die DFB-Auswahl unter der Leitung des Bundestrainers noch ohne Titelgewinn ist. Ob dies gleichbedeutend damit ist, dass Löw keinen maximalen Erfolg mit den ihm zur Verfügung stehenden Spielern hatte, ist eine andere, durchaus offene Frage. Klar ist aber: Der Zweck heiligt nicht jedes Mittel.
Wenn Hoeneß seine phrasenhaften Forderungen wie ein die Zähne fletschender Wachhund der Nationalmannschaft herausbellt, scheint es eher so, als habe der 60-Jährige die Modernisierung des Fußballs verpasst. Erfolgreiche Trainer sind heute keine Diktatoren mehr, sondern Moderatoren und Entwickler. Sie verschaffen einer Fußball-Mannschaft keine Siegermentalität mit Druck, sondern mit ihrem Fachwissen. Schon gar nicht ist ein Top-Team von nur einem Leittier abhängig, sondern von der individuellen, kreativen Klasse mehrerer Spieler.
Der Volksmund sagt: Wer schreit, hat Unrecht. Was auch bedeutet: Wer bellt, dem sind die Argumente ausgegangen. Oder er will sich einfach nur wichtig machen.