31. Oktober soll ein gesetzlicher Feiertag werden, fordert die Ex-EKD-Ratsvorsitzende in Hamburg und beantwortet Fragen zu ihrer Zukunft.
Hamburg. Margot Käßmann, Botschafterin der Evangelischen Kirche für das Reformationsjubiläum 2017, würde es begrüßen, wenn der 31. Oktober gesetzlicher Feiertag in ganz Deutschland wäre. „Noch wichtiger wäre mir, wenn die Menschen wüssten, was da gefeiert wird“, sagte Käßmann am Dienstag in Hamburg. „Dass in Deutschland Menschen in der Tat glauben, es hat was mit Halloween zu tun, das war mir schon immer bitter.“
Als Landesbischöfin in Hannover habe sie deshalb mit einem Augenzwinkern „Luther“-Bonbons mit einer Einladung zum Reformationsgottesdienst verteilt. „Dass im Land der Reformation eine große Zahl von Menschen keinen Schimmer hat, worum es an diesem Tag geht, das ist mir ein Ärgernis“, sagte Käßmann.
„Ich hoffe, dass das Reformationsjubiläum dazu beiträgt, dass den Menschen wieder bewusster wird, was feiern wir, was ist damals passiert“, so die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche. Sie sei jetzt häufig in Eisleben, Torgau und Wittenberg unterwegs. „Aus diesen Orten ist eine Weltbewegung hervorgegangen, die sich für Gewissensfreiheit, Meinungsfreiheit und Bildung für alle einsetzt.“ In Eisleben (Sachsen-Anhalt), dem Geburts- und Sterbeort von Martin Luther, lebten heute nur noch sieben Prozent Christen. „Das ist auch eine Herausforderung: In dem Gebiet, in dem die Reformation ihren Ausgangspunkt genommen hat, glauben heute die wenigsten Menschen an Gott“, sagte die 54 Jahre alte Theologin.
Käßmann wird am diesjährigen Reformationstag zusammen mit dem Sänger Roger Cicero an einem Fernsehgottesdienst aus der Kulturkirche in Hamburg-Altona teilnehmen. Thema des Gottesdienstes ist neben dem Reformationsgedenken das Thema „Beten“. Erstmals im deutschen Fernsehen haben Zuschauer im Vorfeld des Gottesdienstes die Gelegenheit, über die Webseite „www.ndr.de/kirche“ eigene Gebetsanliegen einzubringen. Der Norddeutsche Rundfunk überträgt den Gottesdienst am 31. Oktober von 16 bis 17 Uhr im NDR-Fernsehen.
Am 31. Oktober 1517 soll Martin Luther (1483-1546) seine berühmten 95 Thesen an die Schlosskirche von Wittenberg geschlagen haben; sie leiteten die Reformation ein.