Einst wollte er Zahnarzt werden, jetzt leitet Franke das Luxushaus am Jungfernstieg. Ziel: mehr exklusive Marken und Service.
Hamburg. Lange überlegen musste Alexander Franke nicht, als ihn vor einigen Monaten der Ruf an den Hamburger Jungfernstieg erreichte. "Ein paar Minuten vielleicht", sagt der neue Alsterhaus-Chef lächelnd, während er in der gediegenen, dunkel getäfelten Bank-Lounge im vierten Geschoss des traditionsreichen Gebäudes steht. "Solch eine Chance bekommt man in der Branche nur einmal."
Schließlich ist das Alsterhaus kein gewöhnliches Warenhaus, sondern eine Institution, die aus dem Bild der Hamburger Innenstadt kaum noch wegzudenken ist. Schon bei der Eröffnung vor 100 Jahren stockte den Kunden angesichts von Glasmosaiken, Marmortreppen und 16-armigen Kronleuchtern der Atem. Heute besticht das zur Premium Group des Karstadt-Konzerns gehörende Luxushaus eher durch Klarheit und hanseatisches Understatement.
Dieser Tradition fühlt sich auch der neue Chef verpflichtet. Behutsam will der 39-Jährige das Alsterhaus voranbringen und noch mehr exklusive Mode als bisher anbieten. Gerade erst wurde die Abteilung für Damenmode neu gestaltet, um Platz für zusätzliche Marken wie The Kooples oder Reiss zu schaffen, die etwa von Kate, der Gattin des britischen Thronfolgers, bevorzugt werden.
"Stück für Stück werden wir auch den Umbau anderer Abteilungen in Angriff nehmen", kündigt Franke an. Im November soll im Alsterhaus zudem ein neues japanisches Restaurant eröffnen, das auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten über einen separaten Fahrstuhl zugängig sein wird. "Das wird sicher eine zusätzliche Attraktion bei uns", sagt Franke.
Geplant ist zudem, die Hamburger Stammkunden mit besonderen Events und Aktionen noch enger an das Haus zu binden und den Service weiter zu verbessern. "Die Kunden müssen immer das Gefühl haben, dass sie bei uns etwas ganz Besonderes geboten bekommen", sagt Franke, der gern durch die Parfümabteilung oder andere Bereiche des Alsterhauses geht und fragt, ob sich die Besucher auch wohlfühlen.
Ganz einfach dürfte Frankes Mission in Hamburg allerdings nicht werden, denn der gesamte Karstadt-Konzern, zu dem das Alsterhaus gehört, befindet sich gerade in einem schmerzlichen Prozess der Umstrukturierung. Den Abbau von rund 2000 Stellen hat der britische Konzernchef Andrew Jennings angekündigt, seit der Sanierungstarifvertrag mit der Gewerkschaft Ver.di ausgelaufen ist. Die Stimmung bei vielen Beschäftigten in den Filialen ist auf einem Tiefpunkt. Enttäuscht sind sie vor allem von dem Eigentümer der Warenhauskette, Nicolas Berggruen, der einst als Retter aus der Insolvenz gefeiert wurde, nun aber massiv auf die Kostenbremse tritt.
Ob auch die rund 300 Beschäftigten des Alsterhauses vom geplanten Stellenabbau betroffen sein werden, dazu wollte sich Franke gestern nicht äußern. Auch die wirtschaftliche Situation des Luxushauses ließ er im Dunkeln. Außer einem kryptischen "Wir sind sehr zufrieden", war ihm nichts zu entlocken.
Immer wieder kamen in den vergangenen Monaten auch Gerüchte auf, Eigentümer Berggruen könne sich von den drei Premiumfilialen Alsterhaus, KaDeWe (Berlin) und Oberpollinger (München) trennen und so mit seinem Karstadt-Engagement Kasse machen. Die Spekulationen wurden vom Management stets heftig dementiert. "Karstadt steht klar hinter dem Alsterhaus", sagt Geschäftsführer Franke. Eine Garantie, dass das Nobelkaufhaus auch noch in ein paar Jahren zu Karstadt gehören wird, hat er vom Konzernchef zwar nicht bekommen. "Aber Sie können davon ausgehen, dass ich die Entscheidung, die neue Stelle anzunehmen, nicht leichtfertig getroffen habe."
Ein Gefühl für die Bedürfnisse der Hamburger Kundschaft dürfte der neue Alsterhaus-Chef in jedem Fall mitbringen, war er in seiner Karriere doch unter anderem für die Leitung der Filiale des Modehauses Appelrath-Cüpper an der Mönckebergstraße verantwortlich. Begonnen hat der Vater von zwei Kindern seine Laufbahn bei Peek & Cloppenburg in Düsseldorf, wechselte danach zur Specht-Gruppe ins Allgäu und war anschließend als Geschäftsführer für das Kaufhaus Mohr in Dollern im Landkreis Stade tätig. Bevor er ins Alsterhaus kam, leitete Franke die Bereiche Einkauf und Unternehmensentwicklung beim Leipziger Modehaus Fischer, das insgesamt 18 Filialen in den neuen Bundesländern betreibt.
In die Wiege gelegt wurde Franke die Begeisterung für den Einzelhandel allerdings nicht. Als Jugendlicher besserte er sich sein Taschengeld zwar mit Jobs im Handel auf, doch als folgsamer Sohn eines Arztes versuchte er sich zunächst an einem Zahnmedizinstudium. Nach einigen Semestern gab er jedoch auf. "Zusammen mit meinen Eltern habe ich entschieden, dass das damals der falsche Ansatz war", sagt er.