Nur jeder zweite finanzschwache Haushalt habe die Möglichkeit, eine Sozialmietwohnung zu bekommen. Masterplan für sozialen Wohnungsbau?

Hamburg. In Hamburg fehlen nach einer Studie des Pestel-Instituts in Hannover rund 110 000 Sozialwohnungen. Nur jeder zweite finanzschwache Haushalt in Hamburg habe die Möglichkeit, eine Sozialmietwohnung zu bekommen, heißt es in einer Mitteilung des Instituts vom Montag.

Jährlich gingen rund 5200 Sozialwohnungen verloren. Auftraggeber der Studie ist die Wohnungsbau-Initiative, hinter der unter anderem der Mieterbund und die Gewerkschaft der Bauwirtschaft stehen, ebenso wie Verbände der Architekten und Bauingenieure sowie des Baustoffhandels. Die Initiative hat in ganz Deutschland einen Mangel an bezahlbarem Wohnraum ausgemacht und fordert einen „Masterplan für sozialen Wohnungsbau“ von Bund und Ländern.

Das Institut errechnete einen bundesweiten Bedarf von rund 5,6 Millionen Sozialwohnungen. Derzeit seien allerdings lediglich 1,6 Millionen auf dem Wohnungsmarkt verfügbar.

Bei den Sozialwohnungen klaffeeine enorme Lücke. In den vergangenen zehn Jahren seien im Schnitt 100.000 Sozialwohnungen pro Jahr vom Markt verschwunden. Selbst wenn man berücksichtigt, dass die Auftraggeber der Studie durchaus nicht frei von Eigeninteressen sind - die Mitteilungen aus dem Pestel-Institut erscheinen doch alarmierend: "Wenn der Aderlass bei den Sozialwohnungen sich mit diesem rasanten Tempo fortsetzt, dann werden wir bereits Ende dieses Jahres die 1,5-Millionen-Marke unterschreiten."

Verantwortlich für die Entwicklung sei die Tatsache, dass immer mehr Wohnungen aus der Mietpreisbindung heraus fallen. Andererseits würden gegenwärtig nur rund 30.000 Sozialwohnungen mit Preis- oder Belegungsbindungen in den Markt gebracht, davon nur noch rund 10.000 neu gebaute Sozialmietwohnungen. Um wenigstens den aktuellen Bestand von 1,6 Millionen Sozialwohnungen zu halten, brauche man jährlich mindestens 130.000 neue Wohneinheiten.

Nach Angaben der Stadtentwicklungsbehörde auf ähnliche Mitteilungen in der jüngsten Vergangenheit seien solche Zahlen jedoch nicht so dramatisch, wie sie scheinen. Denn viele Bedürftige nehmen ihre Berechtigung nicht in Anspruch. "Es gibt Menschen, die bereits günstigen Mietraum haben, obwohl sie in keiner Sozialwohnung leben", berichtet eine Sprecherin der Behörde. Gerade Menschen, die schon lange in ihrer Wohnung leben, zahlen oftmals geringe Mieten.

Mit Material von dapd