Die Kantine des Konzerns beliefert Kinder mit Essen - ein Modellprojekt. Schulsenator Ties Rabe wünscht sich weitere Kooperationen.
Barmbek-Nord. Mittags halb 12, Stadtteilschule Helmut Hübner in Barmbek-Nord: An diesem Tag stehen gekräuterte Maispouladenbrust, Süßkartoffelgratin und Gemüsepenne auf dem Speiseplan. Aber auch eine Möhren-Champignon-Pfanne, tomatisierte Paprika und einen Gemüsemix können sich die Fünftklässler, die immer die Ersten am dampfenden Büfett sind, für ein reichhaltiges Mittagessen auswählen. "Und weil wir auf ein abwechslungsreiches Menü zählen, wiederholt sich selbst das beliebteste Gericht frühestens alle acht Wochen", sagt Küchenchef Ralf Kroschel, der seit Schulanfang die Schulgastronomie an der Barmbeker Stadtteilschule betreut. Kroschel leitet jedoch keinen gewöhnlichen Cateringservice, mit dem sein Team die Schule beliefert. Der Küchenchef führt gleichzeitig das Kochwerk, die Betriebsgastronomie der Otto Group. Und das Essen, das täglich auf den Tellern der Schüler in Barmbek-Nord landet, stammt aus denselben Töpfen wie das für die Otto-Mitarbeiter.
"Ein Konzept, das Schule machen sollte", findet Schulsenator Ties Rabe, der gestern gemeinsam mit dem Hamburger Unternehmer Michael Otto die Kantine in Barmbek besuchte. "Schulgastronomie muss gesund, andererseits aber auch bezahlbar sein", so der Senator. Wenn es gemeinsam mit Unternehmen wie der Otto Group gelinge, dass möglichst viele Kinder und Jugendliche gesundes und bezahlbares Essen bekommen, "ist das ein Gewinn für alle".
+++ Schulkantinen in Hamburg +++
Drei Euro kostet ein Mittagessen für die Schüler. Ein solcher Preis ist jedoch nur zu ermöglichen, weil das Konzept nicht nur ein Mittagessen, sondern auch Frühstück und ein Nachmittagsangebot beinhaltet. Dies bietet die Möglichkeit einer Mischkalkulation. Die ersten Gespräche über eine mögliche Zusammenarbeit führte die Schulleitung mit dem Otto-Konzern vor zwei Jahren. Neben der Kooperation bei der Zulieferung des Essens hat Otto der Schule eine Lernküche gesponsert, in der die Schüler lernen sollen, sich gesund zu ernähren.
Ein zweiter wichtiger Faktor für die Zusammenarbeit der Schule mit dem Unternehmen ist die Vermittlung einer Philosophie, in der die Schüler in der Kantine als Gäste behandelt werden. "Das Konzept passt wunderbar zur Bestrebung unserer Schule, uns als Ganztagsschule zu einem Ort zu entwickeln, an dem die Schüler und Schülerinnen sich wohlfühlen und der ihnen ein Stück Heimat bietet", freut sich Schulleiterin Barbara Kreuzer.
Und genau von diesem Konzept ist der Schulsenator überzeugt und hofft, dass in den nächsten Jahren mehr dieser Kooperationen an Hamburger Schulen zustande kommen. "Das muss nicht zwangsläufig immer mit Unternehmen passieren. Auch spezialisierte Cateringservices könnten solch ein ganzheitliches Angebot bieten", sagt Rabe.
Vor allem durch das verkürzte Abitur an Gymnasien und den Ausbau von Ganztagsschulen gewinnt ein gutes und gesundes Ernährungsangebot an den Schulen immer mehr an Bedeutung. Derzeit haben 125 Grundschulstandorte ein Ganztagsangebot, von denen 64 Schulen über eine eigene Kantine verfügen, 61 eine provisorische Lösung nutzen. Aktuell haben 40 Stadtteilschulen ein Ganztagsangebot, davon haben 27 eigene Kantinen, 13 eine provisorische Lösung. In den 64 Grundschulstandorten gibt es 48 Aufwärm- und 16 Produktionsküchen. An 58 Standorten werden Lehrküchen, Hortküchen, Klassenräume oder Aulen genutzt.
Und weil die Anzahl der Schulen mit Ganztagsangeboten in den nächsten Jahren stetig wachsen soll, muss auch die Verpflegung der Kinder gewährleistet sein. Seitens der Schulbehörde gibt es die konkrete Vorgabe: "Es geht kein Ganztagsangebot an den Start, wenn es keine von allen Seiten akzeptierte Lösung in der Kantinenfrage gibt."
In der Schule in Barmbek-Nord hat man sich aufgrund der Zusammenarbeit mit Otto für eine sogenannte Finishing-Küche entschieden, in der das Essen in einem schonenden Verfahren lediglich aufgewärmt und ausgegeben wird. Darüber prangt der Schriftzug "Kochwerk, powered by Otto". Als problematisch sieht der Schulsenator ein solches Sponsoring nicht an, "schließlich treffen wir auch eine Auswahl von Lehrbüchern, auf dem der Name eines Verlags steht, und das ist auch keine Werbung", so der Schulsenator Rabe. "Wenn ein so tolles Angebot für die Schüler geboten wird, ist mir diese Kooperation sehr recht."