Die Gemeinnützigkeit soll geprüft werden. Bei Entzug würden immense Steuernachzahlungen fällig.

Droht dem Hamburger Tierschutzverein (HTV) jetzt die Pleite? Nach Abendblatt-Informationen wird der Entzug der Gemeinnützigkeit des Vereins geprüft. Das Finanzamt Hamburg-Nord hatte bereits im September vergangenen Jahres im Zuge der "Poggendorf-Affäre" beim HTV mit einer Betriebsprüfung begonnen. Dabei geht es um die Jahre 2002 bis 2006. Die Prüfung ist laut HTV noch nicht komplett abgeschlossen: "Es gibt zahlreiche Beanstandungen", heißt es aus Vereinskreisen. Die Finanzbehörde lehnte mit Verweis auf das Steuergeheimnis eine Stellungnahme ab. Nur so viel: "Sollte das Finanzamt zu dem Schluss kommen, dass der Verein nicht mehr als gemeinnützig anerkannt wird, dann wird ein neuer Steuerbescheid erstellt. Das kann auch rückwirkend erfolgen. Das heißt, es müssten unter Umständen Steuern nachgezahlt werden", so eine Behördensprecherin. Das könnte für den 6000 Mitglieder zählenden Verein immense Nachzahlungen bedeuten, denn bislang muss der HTV keine Steuern bezahlen. Das gilt auch, wenn der Verein Erbschaften macht. Außerdem können Spender bislang ihre Zuwendungen an den Verein von ihrem zu versteuernden Einkommen abziehen.

Unterdessen droht dem HTV weiterer Ärger: Das ehemalige Vorstandsmitglied Karl-Heinz Beran geht juristisch gegen seinen Ausschluss aus dem Verein vor: "Das lasse ich mir nicht gefallen, ich habe bereits einen Rechtsanwalt eingeschaltet. Ich komme mir vor wie bei einer Hexenjagd", sagte Beran dem Abendblatt. Wie berichtet, hatte der seit Mai amtierende neue Vorstand Ausschlussverfahren gegen frühere Vorstandsmitglieder eingeleitet. Grund: "Der alte Vorstand hat über Jahre die Machenschaften von Wolfgang Poggendorf gedeckt. Solche Menschen haben in diesem Verein nichts mehr zu suchen", sagte Rechtsanwalt Friedrich Engelke.

Außerdem wurde nach Abendblatt-Informationen der HTV-Tierärztin Urte Hitzer fristgemäß zum Jahresende gekündigt: Aus Vereinskreisen heißt es, das Vertrauensverhältnis zu Hitzer sei gestört. Hitzer gilt als enge Vertraute von Wolfgang Poggendorf, gegen den die Staatsanwaltschaft vor Kurzem Anklage erhoben hat. Die Staatsanwaltschaft wirft dem ehemaligen HTV-Vorsitzenden Untreue vor. Es geht um 33 Fälle, die vor einer Großen Strafkammer des Landgerichts verhandelt werden. Dabei geht es etwa um den Kauf einer Eigentumswohnung aus einer HTV-Erbschaft auf Sylt und Rechnungen, die der 71-Jährige dem HTV für seine journalistische Tätigkeit gestellt hat. Außerdem soll Poggendorf Geld aus einer Spende und einer Erbschaft, die dem HTV zugute kommen sollten, auf seine Privatkonten überwiesen haben. Die Staatsanwaltschaft hatte im Dezember 2007 insgesamt 179 425 Euro von seinen Privatkonten beschlagnahmt. Außerdem wurde jetzt bekannt, dass Poggendorf im Januar 2006 eine Abfindung in Höhe von 25 000 Euro vom HTV erhalten hat. Damals hatte Poggendorf seinen Geschäftsführerposten aufgegeben und war zum ersten Vorsitzenden gewählt worden.