Der Hamburger Tierschutzverein ließ eine 43 Quadratmeter große Zweizimmerwohnung für mehr als 40 000 Euro instand setzen.

Das Hamburger Landeskriminalamt ermittelt in einem weiteren Fall gegen Tierschutzchef Wolfgang Poggendorf. Nach Abendblatt-Informationen geht es dabei um eine Eigentumswohnung am Mittelweg in Harvestehude.

Der Fall: Die 43 Quadratmeter große Immobilie hatte die im Jahr 2004 gestorbene Ruth K. vererbt. In einem Testament soll die Tierfreundin zunächst den Hamburger Tierschutzverein (HTV) als Haupterben eingesetzt haben. Später muss sie ihre Meinung aber geändert haben und bedachte das Franziskus-Tierheim in Lokstedt (wird von dem Bund gegen Missbrauch der Tiere betrieben). Offenbar erhielt das Franziskus-Tierheim aber zu spät Kenntnis von dem Erbfall, sodass bereits der Erbschein für den HTV ausgestellt und die Wohnung verkauft worden war. "Wir haben vom HTV nur 33 306,47 Euro für die Immobilie erhalten, obwohl die Zweizimmerwohnung für 120 000 Euro verkauft wurde", sagt Frank Weber, Leiter des Franziskus-Tierheims, dem Abendblatt.

Wolfgang Poggendorf, heutiger HTV-Vorsitzender, verkaufte die Wohnung im Februar 2005 in seiner damaligen Funktion als Geschäftsführer. Als Makler fungierte der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Karl-Heinz Warnholz. Der Makler betont gegenüber dem Abendblatt: "Ich habe mich bei dem Verkauf an die Vorgabe des HTV gehalten." Als Gutachterin wurde die Immobilien-Sachverständige Dr. Katja Frontzkowski eingesetzt, die bereits verschiedene Immobilien-Gutachten für den HTV angefertigt hat. Für die Wohnung am Mittelweg ermittelte sie einen Verkehrswert von 82 000 Euro. Das Gutachten weist auch einen Reparaturstau von 30 000 Euro in der 43 Quadratmeter großen Wohnung aus. Für diese Einschätzung stellte sie 1980,12 Euro in Rechnung.

Aber statt die Wohnung einfach zu verkaufen, beauftragte der HTV diverse Handwerker, die das Objekt wochenlang renovierten. Die Rechnungen der beteiligten Handwerkerfirmen über mehr als 40 000 Euro liegen dem Abendblatt vor.

So stellte der Maler 10 393,08 Euro in Rechnung. Eine neue Küche, der Raum ist 3,36 Quadratmeter groß, wurde für 7700 Euro eingebaut. Eine Elektrofirma berechnete für ihre Arbeiten 7550,70 Euro. Eine Dach-und Haustechnikfirma bekam 4878,46 Euro. Weitere Umbau- und Sanierungsarbeiten kosteten 8796,28 Euro - die Firma arbeitete laut Rechnung 122 Stunden lang in der Zweizimmerwohnung. Schließlich wurde noch für 2711,60 Euro Teppichboden verlegt.

Neben den Renovierungsarbeiten musste der HTV im Zusammenhang mit der Erbschaft rund 30 000 Euro an die Stadt Hamburg zurückzahlen. Erblasserin Rita K. hatte jahrelang Sozialhilfe bezogen. Zwei weitere Erben wurden mit insgesamt 10 000 Euro ausgezahlt.

Franziskus-Tierheimchef Frank Weber sagte gestern dem Abendblatt: "Ich habe diese Erbsache nicht selbst bearbeitet. Aber dass am Ende nur 33 306,47 Euro für uns übrig geblieben sind, ist verwunderlich."

Wolfgang Poggendorf und die Gutachterin Katja Frontzkowski waren gestern für eine Stellungnahmen nicht zu erreichen.

Wie berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft bisher schon in drei Fällen wegen des Verdachts der Untreue gegen Wolfgang Poggendorf und die beiden Vorstandsmitglieder Kerstin Weckel und Manfred Elsen.