Dem 71-Jährigen droht jetzt eine lange Haftstrafe. Mit ihm müssen sich zwei weitere ehemalige HTV-Mitglieder verantworten.

Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat Anklage gegen Wolfgang Poggendorf erhoben. Nach Abendblatt-Informationen will die Staatsanwaltschaft den ehemaligen Vorsitzenden des Hamburger Tierschutzvereins (HTV) wegen Untreue vor einer Großen Strafkammer des Landgerichts anklagen.

Staatsanwalt Wilhelm Möllers wollte sich auf Anfrage zu Details nicht äußern und bestätigte nur die Anklageerhebung gegen Poggendorf und zwei weitere Beschuldigte. Dabei handelt es sich nach Abendblatt-Informationen um den ehemaligen HTV-Schatzmeister Manfred Elsen und die ehemalige Zweite Vorsitzende Kirsten Weckel.

Für Rechtsanwalt Otmar Kury, der Poggendorf vertritt, steht fest: "Ich werde die Anklage prüfen. Wir werden das Verfahren angemessen fördern."

Auf Untreue stehen bis zu fünf Jahre Haft. Wenn das Gericht eine Anklage auf Untreue in besonders schwerem Fall zulassen würde, droht Wolfgang Poggendorf eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren.

Die neue HTV-Vorsitzende Gabriele Waniorek-Goerke wollte die Anklageerhebung nicht kommentieren. Der HTV teilte per Fax aber mit, dass Rechtsanwalt Friedrich Engelke damit beauftragt wurde, mögliche zivilrechtliche Ansprüche des Vereins gegen Poggendorf durchzusetzen. Jurist Engelke gehört zu den größten Gegnern Poggendorfs und galt als Anführer der sogenannten "Poggendorf-Opposition".

Wie berichtet, ermittelte die Staatsanwaltschaft bereits seit Juli 2007 gegen Wolfgang Poggendorf wegen des Verdachts der Untreue. Ausgelöst wurden die Ermittlungen durch einen Abendblatt-Artikel, in dem über einen Wohnungskauf Poggendorfs auf der Insel Sylt berichtet wurde. Der heute 71-Jährige hatte sich in Westerland ein Apartment in bester Lage mit Meerblick für 111 000 Euro gekauft. Die Immobilie hatte ein Tierfreund an den HTV vererbt. In einem Gutachten, das die Staatsanwaltschaft in Auftrag gab, wurde der reale Wert der Wohnung mit 192 000 bis 265 000 Euro ermittelt. Am 2. August 2007 durchsuchten Polizei- und Staatsanwaltschaft zeitgleich an neun Orten Büros und Wohnungen und stellten Unterlagen sicher.

Im Dezember 2007 beschlagnahmte die Staatsanwaltschaft schließlich 179 425 Euro von Privatkonten des 71-Jährigen.

Laut Staatsanwaltschaft besteht der Verdacht, dass Poggendorf Geld aus einer Erbschaft und einer Spende an den HTV auf seine Privatkonten transferiert hat.

Unterdessen wurde eine weitere Vereinbarung bekannt, die Poggendorf mit dem HTV geschlossen hat: Als er Ende 2005 seine Tätigkeit als Geschäftsführer beendete, wurde in einem Aufhebungsvertrag vereinbart, dass Poggendorf eine Zahlung von 25 000 Euro erhalten soll. Das bestätigte Gabriele Waniorek-Goerke. Doch bisher konnte noch nicht nachvollzogen werden, ob das Geld tatsächlich an Poggendorf geflossen ist. "Das wird jetzt geprüft", so die HTV-Vorsitzende Gabriele Waniorek-Goerke.

Wie berichtet, hatte Wolfgang Poggendorf auch in seiner Zeit als ehrenamtlicher Erster Vorsitzender des Vereins noch erhebliche Geldsummen kassiert: Allein in den Jahren 2006 und 2007 erhielt Wolfgang Poggendorf von dem Verein für seine journalistischen Tätigkeiten mehr als 86 500 Euro.

Ein Termin für einen möglichen Prozess gegen Wolfgang Poggendorf steht noch nicht fest. Darüber muss das Gericht in den kommenden Monaten entscheiden.