Bis Ende der Woche nimmt Gewerkschaft Schiffe in Hamburg und im Norden unter die Lupe. Wenn Defizite zu groß sind, droht ein Boykott.
Hamburg Lübeck. Bis zum Ende der Woche wird die Gewerkschaft Ver.di die Lebensbedingungen von Seeleuten an Bord von Handelsschiffen prüfen. Bei den Aktionen geht es vor allem um die Einhaltung von Lohntarifverträgen sowie die Gesundheitsvorsorge und die Qualität der Nahrungsmittel an Bord. Sollten die Vertreter der Gewerkschaft Defizite feststellen, droht den Reedereien ein Boykott.
Da Ver.di die Crews auf den Terminals mit in die Aktionen einbezieht, könnten Schiffe nicht abgefertigt werden. „Wir versuchen aber zunächst, Tarifverträge abzuschließen“, sagte Christine Behle, Mitglied des Bundesvorstandes der Gewerkschaft, in Hamburg. Die Aktionen finden in den Ostseehäfen Lübeck, Rostock, Wismar und Stralsund sowie an der Nordsee in Bremen, Bremerhaven und Hamburg statt. Europaweit organisiert die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF), zu der auch Ver.di zählt, Kontrollen im gesamten Ostseeraum.
Noch immer liegt die Höhe der Löhne für Seeleute weltweit weit auseinander. So erhält ein deutscher Matrose unter deutscher Flagge 3480 Euro im Monat. Dagegen hat die ITF mit den internationalen Reederverbänden für Beschäftigte an Bord, die nicht aus EU-Ländern stammen, Monatseinkommen zwischen 1400 und gut 1600 Dollar ausgehandelt. „Wir wehren uns vor allem gegen Reedereien, die auch diese Tarife nicht zahlen wollen“, sagte Behle. So gelten nach Angaben von Ver.di nur für 2200 der mehr als 3100 Schiff, die von deutschen Firmen unter ausländischen Flaggen eingesetzt werden, die Vereinbarungen mit der ITF.
+++ 200 Seeleute sind entführt +++
Im vergangenen Jahr war bei der Aktionswoche in Deutschland ein Schiff in Hamburg zeitweise festgehalten worden. Dazu wurden allein in Deutschland eine Million Dollar ausstehende Heuern eingetrieben. „Wir haben aber auch zehn neue Tarifverträge mit Reedereien geschlossen“, sagte Bernd Losch, der Leiter der ITF-Kampagne in Deutschland. (rz)