Bargeldlose Tickets sind erst mal eine gute Idee, aber ...
Die neue elektronische Fahrkarte des Hamburger Verkehrsverbunds könnte für viele Gelegenheitskunden durchaus Anreiz sein, häufiger als bisher auf Busse, Bahnen und Schiffe umzusteigen. Schließlich gibt es einen dreiprozentigen Rabatt auf jedes Ticket.
Auf der anderen Seite eignet sich dieses öffentlichkeitswirksame Projekt auch hervorragend zur kurzfristigen Ablenkung von den gravierenden Herausforderungen, auf die der öffentliche Nahverkehr in der gesamten Metropolregion in den kommenden Jahren zusteuert.
Natürlich: Die S-Bahn nach Stade ist fertig und ein Erfolg, und über den ersten Teilabschnitt der neuen prestigeträchtigen U 4 werden bald Züge in die HafenCity rollen. Aber dafür ist bereits jetzt abzusehen, dass der angestrebte Ausbau der dringend erforderlichen S-Bahn nach Bad Oldesloe (Linie S 4) bis zum Jahre 2020 angesichts des komplizierten Planfeststellungsverfahrens kaum zu schaffen sein wird.
Zum Zweiten könnten die Ressourcen des öffentlichen Nahverkehrs in absehbarer Zeit vor dem Problem stehen, das ansteigende Fahrgastaufkommen nur noch unbefriedigend zu bewältigen, was im Besonderen die innerstädtischen Metrobuslinien während der Stoßzeiten betrifft. Denn mit der Fünf-Minuten-Taktung in der Rushhour bewegt man sich schließlich bereits an der äußersten Grenze des Möglichen. Und es ist ein offenes Geheimnis, dass die Pläne der kontrovers diskutierten Stadtbahn am Reißwolf vorbei in diverse Schubladen gewandert sind, wo sie jetzt nur noch darauf warten, wieder herausgeholt zu werden - vielleicht ja schon im nächsten Bürgerschaftswahlkampf.
Zum Dritten wird der HVV angesichts der steigenden Energiepreise und der angestrebten Qualitätsoffensive für mehr Sauberkeit und Service um empfindliche Preiserhöhungen kurz- bis mittelfristig nicht herumkommen. Zum Trost sei an dieser Stelle jedoch bemerkt, dass die Fahrpreise des Hamburger ÖPNV im bundesweiten Vergleich der Metropolregionen erstaunlich günstig sind.