Fällaktion: In ganz Hamburg wird jetzt abgeholzt. Die meisten der Bäume sind krank oder morsch - im gleichen Zeitraum werden nur 463 neue gepflanzt. Kritik von Naturschutzbund.

1765 Straßenbäume sollen bis Mitte März in sechs Hamburger Bezirken gefällt werden, weil sie krank oder morsch sind. Im gleichen Zeitraum werden aber nur 463 neue Bäume gepflanzt - zu wenig, wie der Naturschutzbund (Nabu) findet. "Wir fordern, daß für jeden Baum sofort ein neuer nachgepflanzt wird", sagt Pressesprecher Bernd Quellmalz. "Über kurz oder lang sollen auch alle gefällten Bäume ersetzt werden", sagt Volker Dumann, Sprecher der Umweltbehörde. Doch das ist teuer: rund 1000 Euro pro Neupflanzung. Geld, das in den meisten Bezirken fehle. Oder wie der Nabu meint: falsch eingesetzt werde. Denn jeder Baum bedeute Lebensqualität. "Somit wird bei der Lebensqualität in der grünen Stadt Hamburg mal wieder gespart", sagt Bernd Quellmalz. Einigkeit herrscht darüber, daß die Fällungen prinzipiell notwendig seien. "95 Prozent der Bäume müssen wir fällen, weil sie krank oder abgestorben sind", sagt Gerhard Doobe von der Umweltbehörde. Der Rest müsse wegen baulicher Veränderungen weichen. Im vergangenen Winter waren es 1804 in ganz Hamburg. "Es gibt keinen Baum, der an der Straße illegal gefällt wird", sagt Volker Dumann, Sprecher der Umweltbehörde. Denn bevor die Arbeiter aktiv würden, werde jeder Baum untersucht.

Gut 20 Baumprüfer sind unterwegs und nehmen Sichtkontrollen an den 250 000 Hamburger Straßenbäumen vor. Sie tragen quasi als Bauchladen einen Laptop vor sich her. Ein Computerprogramm listet der Reihe nach etwa 50 Kriterien auf - zum Beispiel: Ist der Baumschutz noch intakt? Sind Totäste vorhanden? Muß die Krone ausgedünnt werden? Im Anschluß treffen sie ihr Urteil. Fällisten werden erstellt, die in den Grünausschüssen der Bezirke diskutiert werden. Die Genehmigung zum Fällen erteilen die Politiker - so haben sie in den Bezirken entschieden:

  • In Altona werden wegen Bruchgefahr und Pilzbefall 172 von 26 000 Straßenbäumen gefällt. Schwerpunkte: Max-Brauer-Allee und Elbgaustraße mit je 18-20 Bäumen. In Parkanlagen und bei Durchforstungen werden weitere 270 Bäume abgesägt.
  • In Bergedorf müssen von den rund 25 000 Straßenbäumen 42 weichen, 119 sind es zudem in Grünanlagen. Am meisten Arbeit wartet am Bille-Wanderweg: 14 Erlen, vier Pappeln, zwei Ahorn und zwei Weiden kommen weg, weil sie entweder abgestorben sind oder nur schwach wachsen. Der dickste Brocken steht am Klosterhagen: Eine abgestorbene Eiche mit 5,30 Meter Umfang.
  • In Eimsbüttel trifft es 252 der 28 000 Straßenbäume. Schwerpunkt ist der Schleswiger Damm mit 19 Exemplaren der Arten Birke, Pappel, Weide, Traubenkirsche, Spitz-Ahorn, Grau-Erle und Kultur-Birne.
  • In Harburg werden von 31 000 Straßenbäumen 248 abgeholzt. 20 Stück sollen an der Neuwiedenthaler Straße weg. In Parkanlagen sind es 712 Bäume, auf privatem Grund 456.
  • Im Bezirk Nord sollen 325 der etwa 31 000 Straßenbäume weichen. An der Wellingsbütteler Landstraße trifft es wegen Fäulnis eine Kastanie mit 2,20 Meter Stammumfang und eine Linde mit 2,15 Meter. In den öffentlichen Grün- und Erholungsanlagen werden 257 Bäume gefällt.
  • In Wandsbek geht es von den 61 000 Straßenbäumen 726 an die Rinde. Schwerpunkte gibt es nicht. "Die Bäume sind flächig über den Bezirk verteilt", sagt Bezirkssprecherin Sonja Fessel.
  • In Mitte seien die meisten zu fällenden Bäume schon weg, sagt Sprecherin Sorina Weiland. Im Alten Elbpark wurden 45 Bäume gefällt, um auszulichten und Totholz zu beseitigen. Weitere Schwerpunkte waren der Öjendorfer Park und die Grünflächen an der Alster. Jetzt wird nur noch an einzelnen Bäumen gearbeitet. In Mitte stehen 33 000 Straßenbäume, 2005 wurden 757 gefällt.