Die kriselnde HSH Nordbank hat nicht nur Probleme wegen milliardenschwerer Fehlinvestments oder eines Sexskandals - es gibt auch nicht mehr ausreichend Vorstandsmitglieder.
Hamburg. Bankchef Dirk Jens Nonnenmacher ist nach dem Rauswurf von Vorstandsmitglied Frank Roth, dem der Verrat von Geheimnissen vorgeworfen wird, nicht nur der Mann an der Spitze, sondern auch der Experte für viele andere Aufgaben. Nonnenmacher fungiert als Vorstandsvorsitzender, Finanz- und Risikochef und als Verantwortlicher für das operative Geschäft. Eine solche Ämterhäufung kommt in keinem anderen Kreditinstitut vor.
Dies hat jetzt auch das Bundesaufsichtsamt für das Finanzwesen (BaFin) auf den Plan gerufen. Die Behörde teilte der HSH Nordbank mit, dass Nonnenmacher schnellstmöglich entlastet werden müsse. Das bestätigte HSH-Sprecherin Michaela Fischer-Zernin dem Abendblatt. Nach ihrer Auslegung handelt es sich um einen ganz normalen Vorgang, man sei bereits auf der Suche nach zwei neuen Vorstandsmitgliedern, die das jetzige vierköpfige Gremium komplettieren sollen. Das BaFin habe zudem keine zeitlichen Vorgaben gemacht, bis wann die Führungsmannschaft wieder komplett sein soll. Tatsächlich ist ein solches Schreiben der Aufsichtsbehörde nur ein erster Warnschuss. Das BaFin muss kontrollieren, ob genügend Vorstände mit Fachkenntnissen in einer Bank am Werk sind. Wenn nicht, kommt eine Mahnung und wenn dann immer noch nichts geschieht, wird das Institut von der Behörde weiter geprüft. In ganz seltenen Fällen wird den Banken von der BaFin ein Aufpasser zur Seite gestellt. Solche Pläne gibt es aber für die HSH Nordbank derzeit nicht.
Die Suche nach Topmanagern dürfte für die Bank derzeit nicht einfach sein. Die HSH musste Hilfen in Höhe von drei Milliarden Euro von Hamburg und Schleswig-Holstein erbitten sowie Bürgschaften in Höhe von zehn Milliarden Euro. Zudem ist der Bank nicht nur ein Teil des Vorstands verlustig gegangen, sondern auch der frühere Hamburger Finanzsenator und Aufsichtsratsvorsitzender Wolfgang Peiner hat seinen Rücktritt angekündigt. Die Ausgangsposition für neue Manager ist ungünstiger denn je.