Hamburger Handwerker wollen spanische Lehrlinge ausbilden
Es ist eine gute und begrüßenswerte Initiative, dass die Handwerkskammer 50 griechische oder spanische Jugendliche zur Ausbildung nach Hamburg holen möchte. Für die Jugendlichen in den südeuropäischen Krisenländern bietet sich auf diese Weise eine Zukunftsperspektive, die sie in ihrer Heimat aufgrund der Schuldenkrise und der desolaten Wirtschaftslage kaum noch haben. So ist die Arbeitslosenquote in Spanien gerade auf 25 Prozent geklettert - der höchste Stand seit dem Ende der Franco-Diktatur in den 70er-Jahren.
Hamburger Betriebe, denen es immer schwerer fällt, hiesigen Nachwuchs zu rekrutieren, bekommen auf der anderen Seite hoch motivierte Lehrlinge und Mitarbeiter.
Natürlich lässt sich mit so einem kleinen Projekt nicht der immer größer werdende Fachkräftemangel im Handwerk beheben Aber es kann ein Anfang sein, um den Austausch von Auszubildenden auf europäischer Ebene zu verbessern. Langfristig wird Deutschland angesichts des Geburtenrückgangs immer mehr auf Kräfte aus dem Ausland angewiesen sein.
Jugendliche, die an einer solchen Initiative teilnehmen, sind zudem die besten Botschafter für die europäische Idee, die im ewigen Streit um Rettungsschirm und Schuldenschnitt verloren zu gehen droht. Und das Geld, das diese Maßnahme kostet, ist sicherlich nicht schlechter angelegt als all die Hilfsgelder, die ohnehin schon in den strauchelnden Süden fließen.
Das größte Hindernis für die Initiative dürften allerdings die Sprachkenntnisse sein. Deutsch gehört in Spanien oder Griechenland nicht gerade zu den besonders beliebten Fremdsprachen. Grundkenntnisse kann man den Jugendlichen sicher in Kursen vermitteln, perfekt werden sie aber kaum in einigen Monaten sprechen.
Daher müssen auch die Handwerksmeister umdenken und bereit sein, sich mit ihren Lehrlingen gegebenenfalls auf Englisch zu unterhalten. Sicher ein Kulturschock für manch einen gestandenen und besonders heimatverbundenen Unternehmer. In anderen Branchen wie etwa der Informationstechnologie ist Englisch als Firmensprache aber schon heute gang und gäbe.