Trotz Schietwetters kamen noch einmal 5000 Zuschauer auf das Heiligengeistfeld, um das EM-Finale auf Großbildleinwand zu sehen.
Hamburg. Anpfiff und Abpfiff bei Hamburger "Schietwetter“: So wie das Fanfest zur Fußball-Europameisterschaft vor mehr als drei Wochen in der Hansestadt begonnen hatte, so hörte es am Sonntagabend auch auf - im Regen und alles andere als sommermärchenhaft. Dennoch meldeten die Veranstalter noch einmal 5000 Besucher beim Public Viewing während des Endspiels auf dem Heiligengeistfeld. Waren es zu Beginn des Endspiels zwischen Spanien und Italien zunächst nur 2000 Hartgesottene im Nieselregen gewesen, strömten mit auflockerndem Himmel mehr Fans auf das Partyareal.
Als Spanien dann mit einem 4:0 seinen erneuten Titelgewinn klarmachte, hatten sich die Zuschauerreihen jedoch schon wieder deutlich gelichtet: Viele Anhänger der Italiener gingen bereits vor dem Schlusspfiff. Nicht nur der Spielverlauf, auch das Wetter trieb sie schon früher wieder weg von der Fanmeile auf St. Pauli. Immer wieder setzte Regen sein, und genau in dem Moment, als die Spanier ihren zweiten Treffer erzielten, fegte ein Sturm übers Feld und riss einige Gitter um. Fans, die noch schnell den Platz verlasen wollten, rannten beim Torjubel dann aber doch wieder zur Leinwand zurück.
+++ Der neue und alte Europameister Spanien schreibt Geschichte +++
Eine positive Bilanz für den Abend zogen die Veranstalter. "Damit sind wir absolut zufrieden“, sagte Fanfest-Sprecherin Julia Hihn. Angesichts des Wetters und nach dem Aus für die deutsche Nationalmannschaft sei das mehr, als sie erwartet hätten. Die Gesamtbesucherzahlen will sie erst am Montag veröffentlichen, Hihn betonte aber bereits: "Das war ein sehr gut besuchtes, buntes und friedliches Fest.“ Bei Deutschlandspielen waren stets Zehntausende zum Public Viewing gekommen - bei 62.000 gegen die Niederlande lag der Rekord -, an anderen Spieltagen deutlich weniger.
Friedliche Trauer in Wolfsburg
Der Sieg der Spanier im Finale wurde schließlich bundesweit ohne Ausschreitungen gefeiert. Auch die italienischen Anhänger blieben in ihrer Trauer friedlich. Das ist vor allem für Wolfsburg eine gute Nachricht, wo es noch nach dem Halbfinale zwischen Deutschland und Italien zu Auseinandersetzungen zwischen beiden Fanlagern gekommen war.
Rund 1000 Fußballfans hatten sich diesmal auf dem Hollerplatz zum Public Viewing getroffen. Wolfsburgs Oberbürgermeister Klaus Mohrs kam auch vorbei und leitete den Fußballabend ein. In Wolfsburg leben statistisch gesehen deutschlandweit die meisten Italiener - es sind 415 je 10.000 Bewohner.
"Die spanischen Fans haben ausgelassen gefeiert, die Italiener sind nach Hause gegangen“, sagte ein Sprecher der Kölner Polizei am frühen Montagmorgen. Tumulte oder Rangeleien habe es nicht gegeben. Es wurden Fahnen geschwenkt, Autokorsos fuhren durch die Stadt. Ähnlich sah es auch in anderen deutschen Städten aus. "Nur eine Paella-Pizza-Party gab es wie erwartet nicht.“
In Berlin feierten und tanzten mehrere hundert Fans der spanischen Nationalmannschaft auf dem Ku'damm im Westen der Stadt. „Aber alles ganz ruhig, da wurde nichts beeinträchtigt – ein kleiner Korso“, sagte ein Berliner Polizeisprecher. „Die Italiener sind betrübt, aber sie gehen nicht auf die Spanier los“, hieß es aus Frankfurt am Main.
Zuvor hatten zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule auf der größten deutschen Fanmeile vor allem Spanier und Italiener ihren Teams die Daumen gedrückt. Aber auch neutrale Fußballfans feierten drei Tage nach dem Halbfinal-Aus der deutschen Mannschaft noch einmal mit, sagte eine Sprecherin. Genaue Besucherzahlen wurden nicht genannt. Zum krönenden Abschluss gab es ein großes Feuerwerk. Auf der Fanmeile waren alle Deutschland-Spiele sowie die Halbfinals und das Finale zu sehen.
Mit Material von dpa