Bezirksamtsleiter von Eimsbüttel, Torsten Sevecke, zeigt seine Visionen für Hamburg und spricht über seine Pläne für den Flughafen.
Eimsbüttel. Eimsbüttel im Jahre 2030: Was wird sich verändert haben? Wohin steuert der Bezirk? In der neuen Abendblatt-Serie "Visionen für Hamburg" schreibt Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD).
Zunächst eine Bestandsaufnahme: Aus Eimsbüttel kommt das Erste Deutsche Fernsehen mit der "Tagesschau", aber auch Sat.1, Hamburg 1 und der Norddeutsche Rundfunk mit seinen Hörfunkprogrammen. Weltweit bekannte Markennamen wie Nivea, Tesa und Co. sind Produkte aus Eimsbüttel. Hier wird die Zukunft der Elektromobilität gestaltet. Eimsbüttel ist der Bezirk mit der Universität Hamburg und dem Uni-Viertel. Merke: Wer in Hamburg studiert hat, kennt Eimsbüttel.
Es ist der Bezirk mit der kleinsten Fläche und der größten Bevölkerungsdichte in Hamburg. Durchschnittlich leben im Bezirk fast 5000 Menschen auf einem Quadratkilometer, während der Durchschnitt für Hamburg 2300 beträgt. Ganz besonders dicht ist das Eimsbüttler Kerngebiet besiedelt. Die Werte der Stadtteile Hoheluft-West (18 000 Einwohner pro Quadratkilometer) und Eimsbüttel (17 000) sind bundesweit Spitzenwerte. Eimsbüttel ist auch der Bezirk mit dem geringsten Arbeitslosenanteil an der Bevölkerung und mit 51 Prozent dem höchsten Anteil von Gymnasialschülern im Bezirksvergleich. Kurz: Eimsbüttel hat ein sicheres Fundament aus der Vergangenheit und viel Potenzial für die Zukunft.
Lesereporter im Stadtteil Eimsbüttel
Im Jahr 2030 wird es gelungen sein, in einem Europa, das immer mehr zusammengewachsen ist, auch nationale Antworten zu finden: Die norddeutschen Länder bilden seit 2025 einen Nordstaat mit der Hauptstadt Hamburg. Eimsbüttel ist ein rasant wachsender Bezirk mit der jüngsten Bevölkerung im Nordstaat. Als eine der ersten Maßnahmen ist der Flughafen Fuhlsbüttel aus der Stadt verlagert worden. Im früheren Mecklenburg-Vorpommern floriert um den neuen Airport Hamburg bei Parchim die gesamte Region. Ein solarbetriebener Transrapid bringt Fluggäste aus Hamburg schneller nach Parchim, als es die gute alte S-Bahn vom Hauptbahnhof nach Fuhlsbüttel schaffte. Das frei gewordene Flughafengelände gehört zu Eimsbüttel, denn anhand alter Akten konnte man beweisen, dass es sich hier schon immer um Eimsbüttler Gebiet handelte. Die ungemein scharf geführte, fast entglittene Debatte mit dem Bezirk Hamburg-Nord endete 2019 mit dem berühmten "Frieden am Tibarg". Noch in der Nacht der Unterzeichnung begannen dann lange vorab im Geheimen geplante Bauarbeiten auf dem Gelände des früheren Flugplatzes für neue Wohnungen. Man spricht heute vom "Manhattan Nordeuropas".
Eimsbüttel zählt somit im Jahr 2030 fast eine halbe Million Einwohner und hat die höchste Geburtenrate in Europa. Junge Familien ziehen bevorzugt nach Lokstedt, Niendorf und "Manhattan". Der Megatrend ist das Wohnen in hoch energieeffizienten Wohntürmen mit Blick über Hamburg. Für Kinder wurde das nahe gelegene Niendorfer Gehege zum Riesenspielplatz ausgebaut. Die Straßenbahn auf der Linie 5 und Linie 4 wird mit Solarenergie betrieben und gilt als eine der leistungsfähigsten Deutschlands.
Die Stadtteilschulen haben sich zu sozialen Stadtteilzentren entwickelt, in denen auch Eltern und Senioren interessante Bildungs- und Beratungsangebote finden und mitgestalten können.
Die Eimsbüttler Schulen gewinnen einige europäische Wettbewerbe. Die Universität kauft im Jahr 2020 das CCH-Hotel und baut ein Boarding House für 500 Studierende. Die Erweiterung über den Schienen der Eisenbahn schafft Wohnraum für weitere 2000 Studierende. Aus allen Teilen der Welt wird die Exzellenz der Hamburger Universität gelobt.
Die Menschen in Eimsbüttel sind internationaler, Englisch wird 2025 als zweite Amtssprache eingeführt. Ein neu entstandenes Chinatown in Stellingen gilt unter Auslandschinesen als der Top-Wohnort. Die Agentur für Arbeit hat seit 2025 keine Arbeit mehr und schließt im Jahre 2030 ihre Eimsbüttler Filiale. Die Arbeitslosigkeit liegt unter 0,5 Prozent. Aus Eimsbüttel kommen 35 Prozent der europäischen Elektrokraftfahrzeug-Produktion.
Die Bezirksverwaltung ist 24 Stunden online zu erreichen. Bis auf wenige Ausnahmen wird die gesamte Verwaltungstätigkeit über das Internet gesteuert. In regelmäßigen Abständen führen Bezirksamt und Bezirksversammlung eine Zukunftskonferenz mit Bürgerbeteiligung durch, in der man sich über die Entwicklung des Bezirks und künftige Projekte verständigt. Das Wichtigste für die Zukunft zum Schluss: Die Fußballer des Eimsbütteler Turnverbandes (ETV) treffen 2030 im DFB-Pokalfinale in Berlin auf die Mannschaft des Weltpokalsiegerbesiegers FC St. Pauli. Es ist das erste Hamburger Finale, seit es den DFB gibt.
Herausforderungen: Die soziale Spaltung der Gesellschaft ist auch künftig ein Problem, mit dem Politik und Verwaltung umgehen müssen. Jüngere Menschen werden eher zum ärmeren Teil der Bevölkerung gehören. Es wird darauf ankommen, zentrale Stadtteile wie Eimsbüttel und Lokstedt als künftig überalterte Bereiche den Bedürfnissen der Senioren anzupassen. Es wird eine besondere Herausforderung darin bestehen, das Grindelviertel und Rotherbaum für junges, studentisches Wohnen zu erhalten, preisgünstigen Wohnraum zu schaffen und Freiräume im Kerngebiet zu bewahren, trotz weiterer Verdichtung.
Schwierigkeiten: Mit der Verdichtung werden sich zunehmend Partialinteressen, die als Gemeinwohl ausgegeben werden, artikulieren. Die Nutzungskonflikte um jede kleine Veränderung werden steigen.
Chancen: Eimsbüttel hat ein wirklich großes Potenzial an engagierten und gebildeten Bürgern. Eimsbüttel ist ein charmanter, attraktiver und beliebter Standort mit einer Kultur der offenen Austragung von Konflikten. Das Verhältnis zwischen kommunaler Politik und Verwaltung ist in Eimsbüttel traditionell kooperativ. Das sollte sich auf das Verhältnis zu neuen Bürgergruppen ausdehnen lassen.
Kommender Stadtteil: Sobald eine Lösung für das Verkehrsaufkommen an der Kieler Straße gefunden wird, könnte Stellingen durch die Nähe zur Innenstadt ganz groß rauskommen. Stellingen liegt in ähnlicher Entfernung zum Rathausmarkt wie Winterhude und Uhlenhorst. Die Stadtteile am Autobahndeckel haben völlig neue Entwicklungsmöglichkeiten. Hier entstehen neue Freiräume für das Leben in der Stadt.
Der typische Eimsbüttler: Durch die Dichte an hervorragenden Kindertageseinrichtungen, ausgezeichneten Schulen und durch die Universität sowie den NDR hat sich in Eimsbüttel über viele Jahrzehnte ein offenes und demokratisches Gemeinwesen entwickelt. Die geringe Arbeitslosigkeit, die Mischung aus Industriearbeitsplätzen und kleinen Unternehmen haben eine hohe soziale Sicherheit erzeugt. Hinzu kommen die Wohnzufriedenheit in Genossenschaftswohnungen oder im Wohneigentum und die attraktiven Freizeitangebote wie Sportvereine oder Kultureinrichtungen. Diese Mischung kann man sonntags im sommerlichen Kaifu-Bad und im Niendorfer Gehege oder unter der Woche auf dem Eidelstedter Wochenmarkt und der Stellinger Eislaufbahn spüren.