Lindenberg schlägt Brücken zwischen den Generationen
Musical, Chartsstürmer, jetzt eine ganze Ausstellung im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe. Udo hier, Udo da, alle lieben ihn: Udo Lindenberg, 65, Musiker. Was fasziniert so an ihm?
Er ist der Mann mit Hut und Sonnenbrille. Die Maskerade, sie ist ein großer Teil seines Erfolgsgeheimnisses. Auf Partys in den 1970er-Jahren lief sein Hit "Alles klar auf der Andrea Doria" rauf und runter. Die Jugend von heute tanzt zu "Ganz anders", seinem Duett mit Rapper Jan Delay. Und Udo, wie er vertrauensvoll genannt wird, sah und sieht stets gleich aus. Scheinbar alterslos.
Er ist eine gesamtdeutsche, generationenübergreifende Projektionsfläche. Einer, der immer dahin geht, wo es wehtut. Politisch und privat. Der im Kalten Krieg der Zerrissenheit des Landes mit seinem "Sonderzug nach Pankow" und dem "Mädchen aus Ostberlin" nuschelige Hymnen sang. Dem die Leute glauben, weil er nicht nur "Stark wie zwei" ist (so heißt sein grandioses Comeback-Album von 2008), sondern weil er auch die dunklen Seiten des Menschseins kennt.
In schwierigen Stunden heißt sein Alter Ego dann "Woddy Woddy Wodka". Denn Udo mag optisch immer gleich aussehen, doch in seinen Songtexten ist er ein großer Rollenspieler. Die Verse sind der Schlüssel zu seiner Person. In der Dichtung lebt er all seine Facetten aus. Er ist der Astronaut, der weitermuss und uns antreibt, nicht aufzugeben. Er ist der Detektiv, der uns auffordert, die Geheimnisse und das Absurde des Lebens auszukundschaften (dabei aber bitte den Mächtigen auf die Finger zu schauen). Er ist Jonny Gigolo, der "um die Welt flippt" und uns ermuntert, Grenzen auszuloten. Zudem ist er noch - ganz real - Sprachschöpfer, Hotelbewohner, Likörmaler und Bundesverdienstkreuzträger.
Udo Lindenberg hat die Maskerade zur Normalität gemacht. Alle finden ein Stück von sich in ihm. Und er lehrt uns, auch mal aus der Rolle zu fallen. Deshalb lieben alle Udo. Zu Recht.