Die Kleingärtner hatten im Oktober beschlossen, nur noch 12,6 Prozent ihrer Parzellen an Menschen mit ausländischen Wurzeln zu vergeben.

Hamburg/Norderstedt. Ein Kleingartenverein im schleswig-holsteinischen Norderstedt hat seine umstrittene Migrantenquote zurückgenommen. „Der Verein hat jetzt das wieder gut gemacht, was vorher schlecht gemacht worden ist“, sagte der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde, Norbert Franke, nach der Mitgliederversammlung am Donnerstagabend. Die Entscheidung sei einstimmig gewesen, und der Vorstand habe sich bei den Migranten im Verein entschuldigt. „Es ist klar und deutlich geworden, dass das ein Fehler war“, sagte Franke.

Die Kleingärtner hatten im Oktober beschlossen, nur noch 12,6 Prozent – also 9 ihrer insgesamt 73 Parzellen – an Menschen mit ausländischen Wurzeln zu vergeben. Das hatte deutschlandweit Empörung und Entsetzen ausgelöst. Keiner der rund 60 anwesenden Mitglieder wollte sich nach der Sitzung ausführlich äußern. Die einzigen Kommentare waren „Ich bin zufrieden“ oder ein nach oben gereckter Daumen.

„So deutlich habe ich das selten gehört, dass jemand seine Fehler zugibt und sich dafür entschuldigt“, sagte Franke. Die Stimmung sei positiv gewesen, und der Vorstand werde weiter im Amt bleiben. „Er hat die Vertrauensfrage gestellt, und er ist mit ganz wenigen Gegenstimmen im Amt bestätigt worden“, sagte der Bundesvorsitzende.

Auch Kleingärtner mit ausländischen Wurzeln nahmen an der Versammlung teil. Die Entschuldigung des Vorstands wurde für sie übersetzt. Die in der Ukraine geborene Inna Rose, die mit ihrer Familie eine Parzelle in dem Kleingarten gepachtet hat, sagte vorher: „Für mich ist es wie ein zweites Zuhause. Wenn ich meinen Kindern jetzt sage, dass wir keinen Garten mehr hier haben, die weinen.“ Aus ihrer Sicht habe es nie Probleme mit der Integration gegeben.

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Das Medieninteresse an der Versammlung war groß, mit der Quote hatte der Verein bundesweit Schlagzeilen gemacht. Die Hobbygärtner wehrten sich vor der Sitzung vehement gegen die Vorwürfe. „Dieser Verein ist nicht ausländerfeindlich, bei allen Darstellungen, die es gegeben hat“, sagte ein Mann mittleren Alters.

Einige Gärtner verteidigten jedoch auch den Beschluss. „Wir waren der Meinung, wir hätten genug hier drin im Gelände. Und deshalb haben wir so gestimmt“, berichtete eine Frau, die schon seit mehr als 30 Jahren im Verein ist. Man wolle die Leute nicht raushaben, sondern nur, dass sie sich an die Satzung hielten.

Auch die Integrationsbeauftragte der Stadt Norderstedt nahm an der erneuten Abstimmung teil. „Der Oberbürgermeister hat mir zugesagt, dass sie sich um den Verein kümmern wird“, sagte Franke. Auch die Stadt hatte angekündigt, die Vorfälle gemeinsam mit der Beauftragten aufarbeiten zu wollen. Franke betonte, das Bild des Vereins nach außen solle nun wieder verbessert werden. Im kommenden Jahr werde es zudem ein Seminar des Bundesverbandes zum Thema Migration geben.

(dpa/abendblatt.de)