Gegen das geplante Projekt, das Radfahren entlang des Övelgönner Strands zu erleichtern, gibt es massiven Widerstand. Nicht nur von Anwohnern.
Altona. Buckelpisten auf gröbstem Kopfstein am Fischmarkt, eine gefährliche Passage an der Elbchaussee oder eine behördliche Aufforderung zum Schieben am Övelgönner Strand: Das Radfahren entlang der Elbe in Hamburg ist nicht gerade einfach, Ausflüglern und der offensichtlich zunehmenden Zahl von Fahrrad-Pendlern stellt sich da noch manches Hindernis in den Weg.
Die rot-grüne Bezirkskoalition in Altona will das erklärtermaßen ändern - und stößt dabei immer wieder vor große Hürden. So wie jetzt bei ihrem Plan, entlang des Övelgönner Strands einen gut einen Kilometer langen und vier Meter breiten kombinierten Rad- und Fußweg zu bauen. Als Alternative zu dem schmalen Weg entlang der alten Lotsenhäuer, wo wegen der Enge seit 2004 Radfahren nicht mehr erlaubt ist - auch bekannt als Övelgönner Schiebestrecke. Statt 15 Minuten zu schieben, könnten Radler dann die Passage in zwei Minuten radeln, heißt es bei den Planern.
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Doch bei einer Anhörung im Rathaus Altona wurde ziemlich deutlich, dass dieser Plan vor Ort auf heftigen Protest stößt. Zwar gab es unter den rund 200 Teilnehmern im voll besetzten Kollegiensaal auch einzelne Stimmen, die einen solchen Radweg begrüßten. Solche Äußerungen kamen jedoch meist von Radfahrern, die selbst nicht an dem beschaulichen Strandabschnitt wohnen. Von der überwiegenden Mehrheit gab es indes teils harsche Kritik.
Nur schwer konnte ein Vertreter des Allgemeinen Deutschen FahrradClubs seine Meinung durchbringen, wonach ein neuer Strandradweg auf dem internationalen Radfernweg überfällig sei.
Die Argumente gegen den Strandradweg konzentrierten sich vor allem auf mögliche neue Konflikte. Gerade wenn vor der Strandperle der Radweg verläuft und das Café vom Elbstrand quasi abschneidet, könne es wie auf der Schiebestrecke zu Streit zwischen Radlern und Fußgängern kommen. "Und was ist mit meinem kleinen Bruder, wenn der da rübergehen will am Strand?", fragte ein Junge.
Andere Anwohner wiesen darauf hin, dass dieser Abschnitt stark Ebbe und Flut ausgesetzt sei, folglich werde der Weg ständig versandet, unterspült oder voll mit angeschwemmtem Dreck liegen. Eine Anwohnerin ließ dann völlig die Luft aus den Radwegplänen, für deren Umsetzung auch 18 kleinere Areale notwendig sind, die zwar Teil des öffentlich genutzten Strands sind, sich aber noch in Privatbesitz befinden. "Wir werden die Fläche niemals dafür hergeben", so die Strandeigentümerin.
Am Ende der Veranstaltung musste dann auch SPD-Verkehrsexperte Henrik Strate einräumen, dass es für den Strandradweg noch "einige schwierige Situationen" gebe. Etwa die Wegführung vor der Strandperle. "Aber es gibt kaum eine Alternative", so Henrik Strate. Die Elbchaussee sei ein Autobahnzubringer, sicheres Radfahren dort kaum möglich. Man werde jetzt daher "gemeinsam mit den Anwohnern" weiter planen.
Eine Ankündigung, die Anwohner so ähnlich schon einmal gehört hatten: Vor elf Jahren wollte bereits der damalige rot-grüne Senat in Hamburg auf dem Strand einen Radweg bauen. Und schon damals gab es heftige Proteste. Allerdings sind die Pläne diesmal etwas anders: Der gepflasterte Weg soll nach Vorschlag des Planers meist am Rand des Strands unmittelbar an den Gartenmauern der Anlieger geführt werden. Nur vor der Strandperle müsste der Weg mitten auf dem Strand verlaufen. Rund eine Million Euro würde das Projekt nach ersten Schätzungen kosten. Genauso viel wie Planer für einen Radfahrstreifen auf der Elbchaussee ausgerechnet haben, den Rot-Grün in Altona ebenfalls haben möchte.
Doch während beim Strandradweg Protest von Anwohnern kommt, scheitert der Radfahrstreifen an der Elbchaussee offensichtlich schon im Planungsstadium an den knappen Kassen. Derzeit seien jedenfalls dafür keine Haushaltsmittel vorgesehen, heißt es lapidar in der Wirtschaftsbehörde.
Die Alternative Strandradweg wird in Altona aber auch von CDU, Linken und FDP abgelehnt. Der CDU-Politiker Tim Schmuckall sprach sich während der Anhörung die Planung kategorisch dagegen aus: "Wir wollen die Planung nicht." Er äußerte zudem Zweifel, ob sich jemals eine Enteignung zugunsten des Radwegs juristisch durchsetzen ließe. Dann müsste er dem Allgemeinwohl dienen und alternativlos sein. Schmuckall: "Und das kann man hier nicht erkennen."
Auch die FDP lehnt den Weg ab und plädiert für einen radfreundlichen Umbau der Großen Elbstraße. GAL-Fraktionschefin Gesche Boehlich erinnerte "an die vielen Menschen", die nicht gekommen seien, aber sich einen solchen Weg wünschten. Aber gegen den Bürgerwillen werde dort nichts geplant. "Wir werden aber eine Lösung finden", sagt sie. Wann? Das sagte sie nicht.