Trotz Fortschritten bei der Integration sind Migranten von Arbeitslosigkeit deutlich stärker betroffen
Hamburg. Knapp 2,5 Millionen Menschen mit türkischen Wurzeln leben heute in Deutschland. Sie stellen weiterhin die größte Gruppe der Migranten. In Hamburg sind es knapp 100 000 Menschen - dazu zählen nicht nur diejenigen mit türkischem Pass, sondern auch ihre Nachkommen.
Die Erfolgsgeschichten der Integration: Mehr als 80 000 türkische Unternehmer arbeiten in Deutschland (etwa 4000 sind es in Hamburg), sie beschäftigen 400 000 Mitarbeiter und setzen jährlich 36 Milliarden Euro um. Allein 60 000 Menschen arbeiten in der Döner-Industrie. Aber Deutschland habe von den Türken nicht nur wirtschaftlich profitiert, das Land sei bunter geworden, sagt Kazim Abaci, selbst Kind türkischer Gastarbeiter und heute Geschäftsführer des Vereins "Unternehmer ohne Grenzen" in Hamburg. Der demografische Wandel zeige zudem: Deutschland brauche Zuwanderung.
Während noch 70 Prozent der ersten Generation keinen beruflichen Abschluss haben, sind es bei ihren Kindern und Enkelkindern nur noch 30 Prozent. Doch die Integration ist nicht nur eine Erfolgsgeschichte: Die Arbeitslosenquote ist bei Türken etwa doppelt so hoch wie beim Rest der Bevölkerung, auch das Armutsrisiko von Menschen mit Migrationshintergrund ist deutlich höher. Heute gehe es uns darum, die Menschen mit ausländischen Wurzeln langfristig in Hamburg zu integrieren, sagt Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD). Das beste Mittel dazu sei Bildung. Wirtschaftssenator Frank Horch hebt hervor: Es dürfe nicht sein, dass selbst gute qualifizierte Migranten es oft schwerer haben, eine angemessene Arbeit zu finden.
Für Kenan Kolat, den Vorsitzenden der Türkischen Gemeinde, ist die Integration der Gastarbeiter eine Erfolgsgeschichte. Schlechte Bildung und Arbeitslosigkeit seien kein ethisches Problem, sondern ein soziales. Experten sehen die größte Hürde in den Zugangsbarrieren zum Arbeitsmarkt: schlechte Sprachkenntnisse und fehlende Netzwerke. Betriebe müssten mehr Menschen mit türkischen Wurzeln ausbilden, so Kolat. "Wer Perspektiven aussät, erntet motivierte Jugendliche."