Eine Glosse von Christian-A. Thiel
Nächste Ausfahrt: Indien. Der Wanderzirkus der Formel 1 schlägt an diesem Wochenende zum ersten Mal seine Wagenburg auf dem Subkontinent auf. Die Frage, was einer Milliarde Inder das dekadente Vollgasspektakel bringt, ist nebensächlich. Schließlich ist es ein Inder selbst, der 400 Millionen Dollar investiert hat, damit 24 Autos im Kreis fahren. Viel wichtiger ist, was die Visite in Indien Bernie Ecclestones Konto bringt.
Geld und Glamour, das zählt für den PS-Promoter. Deshalb sollen seine Boliden nach Las Vegas und Dallas bald auch in New York um die Wette rasen. Genauer: jenseits des Hudsons in New Jersey, aber mit Manhattans Skyline im Blickwinkel der Kameras.
Ecclestone lässt fahren, wo es sich lohnt. Zuletzt kamen Malaysia, China, Bahrain, Türkei, Singapur, Abu Dhabi und Südkorea unter die Räder, demnächst Austin in Texas und Putins Paradies in Sotschi.
Wie wäre es mit Dubai, der mongolischen Steppe oder dem Palmenhain einer Südseeinsel? Spektakuläre Bilder sind garantiert. Sogar in Casablanca ging es vor einem halben Jahrhundert rund. Als letzter Kontinent fehlt nur die Antarktis. Ein Ort für wirklich coole Jungs.
Und Hamburg? Berlin war der Hansestadt mal wieder einen Schritt voraus. Auf der Avus gab es schon 1959 einen Grand Prix. Dabei hätte eine Piste rund um die Alster oder in der HafenCity doch locker das Flair von Monte Carlo. Die Ohren der Hamburger sind ohnehin seit den Harley-Days gestählt. Und irgendein Milliardär, der die teuren Brummkreisel bezahlt, wird sich in Deutschlands reichster Stadt schon finden lassen.