HMC-Chef Bernd Aufderheide über Besucherrückgang und Zukunft des Messegeländes
St. Pauli. Das Messegelände und das Congress Center Hamburg (CCH) wurden für mehr als 400 Millionen Euro erweitert und modernisiert. Der Ausbau ist seit 2008 abgeschlossen. Aber die Besucherzahlen bekamen dadurch keinen Aufwind. Im vergangenen Jahr kamen 700 342 Besucher, im Jahr 2009 immerhin noch 747 505 und 2008 fast 840 000 Besucher. Im Jahr 2001 waren es sogar 1 066 858 Besucher.
Das wirft Fragen auf. Zumindest bei Anjes Tjarks, wirtschaftspolitischer Sprecher der GAL-Bürgerschaftsfraktion: "Es ist schon verwunderlich, dass diese deutlichen Besucherrückgänge zu verzeichnen sind, obwohl die Stadt hohe Investitionen in den Ausbau des Messegeländes getätigt hat." Nun müsse analysiert werden, wie effizient die Arbeit der städtischen Hamburg Messe und Congress GmbH (HMC) sei.
Dass die HMC wirtschaftlich erfolgreich ist, steht für Bernd Aufderheide, Vorsitzender der Geschäftsführung , fest. Im vergangenen Jahr hatte die HMC laut Aufderheide mit 13 Millionen Euro das beste operative Ergebnis ihrer Geschichte. Abendblatt-Redakteur Ulrich Gaßdorf hat mit dem Messechef über den Besucherrückgang, die Probleme der Publikumsmessen und die Zukunft gesprochen. Auch die Windmesse, die 2014 nach Hamburg kommen soll und für Streit mit Schleswig-Holstein gesorgt hat, war ein Thema.
Hamburger Abendblatt: Die Hamburg Messe und Congress GmbH hat innerhalb von zehn Jahren mehr als 366 000 Besucher verloren. Woran liegt das?
Bernd Aufderheide: Um es vorweg zu sagen, die Hamburg Messe und Congress kann für die vergangenen Jahre beständig steigende Umsätze vorweisen. Aber das Messegeschäft hat sich verändert. Populäre Publikumsmessen haben starke Konkurrenz beispielsweise durch das Internet, ganzjährig geöffnete große Shoppingcenter und ein breiteres Angebot an Freizeitveranstaltungen bekommen. Darüber hinaus haben wir unseren Fokus stärker auf hoch spezialisierte Fachveranstaltungen gelegt und uns im Zuge der Portfoliobereinigung von einigen weniger wirtschaftlichen Veranstaltungen wie beispielsweise den Modellbautagen oder der CARstyle getrennt. Und eine Marathon-Messe mit bis zu 75 000 Besuchern wurde verlegt, nachdem der Startpunkt des Rennens nicht mehr vor den Messehallen war.
Es steht immer wieder zur Diskussion, die Verbraucherausstellung "Du und Deine Welt", die massiv Besucher verloren hat, einzustellen. Wie sehen Sie das?
Aufderheide: Wer diskutiert das? Die "Du und Deine Welt" ist nach wie vor eine beliebte Veranstaltung mit mehr als 90 000 Besuchern im Schnitt der letzten Jahre. Und: Sie macht weiterhin Gewinn.
Wie versuchen Sie den Besucherschwund einzudämmen?
Aufderheide: Wir müssen vor allem die jungen Zielgruppen für den Messebesuch begeistern. Das machen wir aktuell mit innovativen Konzepten und tollen Mitmachaktionen bei der Hanseboot, zu der Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 15 Jahren übrigens freien Eintritt haben.
Worauf setzen Sie in Zukunft?
Aufderheide: Unser Fokus liegt auf qualitativ hochwertigen Fachmessen. So setzen wir auf den Ausbau und die Weiterentwicklung unserer vorhandenen Leitmessen SMM oder Internorga ebenso wie auf die Gewinnung hochkarätiger Gastveranstaltungen.
Aber auch die Internorga hat an Besuchern verloren - und trotzdem gehört sie zu Ihren Favoriten?
Aufderheide: Die Internorga ist eine Fachveranstaltung, die auch gern von Nichtfachleuten besucht wurde, um zu konsumieren. Die Möglichkeiten dazu haben wir in den vergangenen Jahren stark eingedämmt, sodass die reine Zahl der Besucher etwas zurückgegangen ist, die Fachlichkeit aber noch einmal zugenommen hat. Das ist auch im Sinne der Aussteller. Im Übrigen ist die Internorga für 2012 wieder ausgebucht.
Vom Jahr 2014 an will Hamburg eine Windmesse veranstalten. Deshalb gibt es Streit mit Schleswig-Holstein, weil dort befürchtet wird, dass der Windmesse in Husum dadurch der Garaus gemacht werden könnte.
Aufderheide: Wir sind nicht an einer Auseinandersetzung interessiert. Wir haben Husum mehrfach eine Zusammenarbeit angeboten. Aber daran besteht bislang kein Interesse. Wir werden nun unsere Planungen fortsetzen und hoffen, dass die Meinungsverschiedenheiten mit Schleswig-Holstein bald ausgeräumt sind.