Ein Kommentar von Sascha Balasko
Die Kandidatur von Aydan Özoguz zur stellvertretenden SPD-Bundeschefin überrascht. Denn die Hamburger Bundestagsabgeordnete ist bislang nicht über die Maßen bundespolitisch in Erscheinung getreten. Das liegt weniger daran, dass sie inhaltlich nichts zu sagen hätte. Es ist vielmehr ihr ruhiger Stil, der sie unauffällig erscheinen ließ.
Die Gründe für ihre Bewerbung sind bei näherer Betrachtung weniger überraschend. So handelt es sich bei dem Stellvertreterposten um einen zusätzlichen. Er wurde eigens geschaffen, damit sich die SPD mit den Themen Migration und Integration profilieren kann. Und dafür ist die Rahlstedterin mit türkischen Wurzeln bestens geeignet. Dass die SPD diesem Politikfeld nun eine derart große Bedeutung zumisst, hat klare machtpolitische Gründe. Die Gruppe der Wähler, deren Vorfahren nicht aus Deutschland stammen, wird immer größer. Und die sollen SPD wählen.
Andere Parteien haben es längst vorgemacht. Die Grünen haben seit vielen Jahren mit Cem Özdemir einen Bundesvorsitzenden mit Migrationshintergrund. Das ist bei der FDP mit Philipp Rösler auch der Fall, der darüber hinaus noch Wirtschaftsminister und Vizekanzler ist. Selbst die CDU hat vor eineinhalb Jahren die Chancen erkannt und ebenfalls eine Hamburgerin, nämlich Aygül Özkan, als Sozialministerin nach Niedersachsen geholt. Insofern kommt die SPD mit der Idee, Aydan Özoguz zur Parteivize zu machen, reichlich spät.