Sie arbeiten im Maschinenraum der Globalisierung. Ganz unten in der langen Kette des Welthandels, deren schwächstes Glied sie sind. Die moderne Seefahrt ist kein Freudenreich, und niemand bekommt das so zu spüren wie die einfachen Mannschaften an Bord der Frachter und Tanker. Für umgerechnet rund 1100 Euro im Monat fahren sie auf den Schiffen unter Billigflaggen wie jener der Staaten Panama oder Liberia um die Welt. Manche von ihnen verdienen noch viel weniger, vor allem dann, wenn eine Reederei für ein Schiff keinen Tarifvertrag abgeschlossen hat.
Etliche Seeleute stammen von den Philippinen oder aus anderen asiatischen Entwicklungsländern. In ihrer Heimat ist ihre Heuer viel wert. Die Seeleute ernähren damit häufig ganze Großfamilien. Doch der Preis, den sie dafür zahlen, ist hoch: Zehn Monate am Stück und länger sind sie auf See und in den Häfen unterwegs, Landgänge sind heutzutage eher selten und für viele ohnehin zu teuer. Sie leben und arbeiten auf engstem Raum zusammen, in sozialer Isolation und praktisch ohne Gelegenheit, sich in Gewerkschaften zu organisieren.
Es ist ein gutes Werk der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF), regelmäßig an Bord der Schiffe zu überprüfen, ob es für die Besatzungen Tarifverträge gibt, ob zumindest dieser Mindeststandard eingehalten wird. In Deutschland wird die ITF von der Gewerkschaft Ver.di getragen. Die Unterstützung ist bitter nötig. Es spricht nicht viel dafür, dass die Arbeits- und Lebensbedingungen im harten Wettbewerb der Schifffahrt besser werden. Im Gegenteil.