Ein Indizienprozess von Joachim Mischke
Der gerade wieder frisch vermählte Ex-Beatle Paul McCartney hat sein Londoner Hochzeits-Festzelt unter anderem mit einem echten Picasso dekoriert (einen Pudding an eine Wand zu nageln dürfte dagegen ein Klacks sein).
Prinzipiell wäre dagegen überhaupt nichts einzuwenden, es gibt geschmacklosere Deko-Ideen. Aber zu dieser Klatsch-Petitesse passt eine Meldung aus Paris wie die Faust aufs Auge: Dort hat ein Kunstdieb einen echten Picasso in die Mülltonne geworfen, und einen echten Matisse, einen echten Braque und einen echten Modigliani gleich mit. Die Flics hatten zuvor einen seiner Ganovenkollegen hopsgenommen, mit denen er die fünf Bilder vor einem Jahr aus dem Musée d'Art Moderne geraubt hatte.
Er wollte die bei einer Razzia eher schwer erklärbaren Schätze schnell aus seinem Haus haben und erinnerte sich an den legendären Kunstdieb Stéphane Breitwieser, einen Kellner aus dem Elsass, dessen Mutter vor einigen Jahren säckeweise Meisterwerke in einem Flüsschen verklappt hatte. Genützt hat es dem Pariser Langfinger allerdings nicht. Auch er wurde verhaftet und hat nun reumütig gesungen. Womit wir wieder bei Paul McCartney wären. Der hat nämlich schon vor Jahrzehnten den Song "Picasso's Last Words" geschrieben. Es gibt keine Zufälle, heißt es doch. Falls McCartney also so gegen Anfang Oktober in Paris war, dann braucht er jetzt ein wirklich gutes Alibi.